Ein 18-jähriger Mann tötete gestern Abend mit seinem Mercedes-Geländewagen auf der Charlottenburger Caprivibrücke mutmaßlich einen 36-jährigen Radfahrer. Changing Cities e.V. fordert eine Sperrung der Brücke bis zur Klärung der Ursache einschließlich Optimierung der Infrastruktur. Der Verein spricht allen Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus und ruft zur Mahnwache am Unfallort auf.

WANN: Donnerstag, 19. November, 17:30 Uhr
WO: Auf der Caprivibrücke in 10587 Berlin-Charlottenburg

Laut Aussagen von Anwohner*innen in einem Bericht der Berliner Morgenpost wird die Strecke „Wintersteinstraße, die Caprivibrücke und die Sömmeringstraße abends und in der Nacht gern als Rennstrecke für stark motorisierte Autos genutzt“. Es gibt an der Brücke in beiden Richtungen markierte Fahrradschutzstreifen, die allerdings diesen Namen nicht verdienen. Denn gepinselte Streifen bieten Schutz für niemanden. 

„Es ist, als würden wir ins Leere reden. Aufgrund der vielen getöteten Radfahrer*innen haben wir im September der Senatsverwaltung konkrete Maßnahmen vorgeschlagen: eine Task Force Verkehrssicherheit, die Sperrung von Kreuzungen nach Unfällen, bis eine Optimierung umgesetzt ist, den sofortigen Rückbau von doppelten Abbiegespuren oder die Wegnahme von Überholspuren auf Hauptverkehrsstraßen. Wir haben nie eine Antwort erhalten und jetzt wurde wieder ein Radfahrer getötet. Wie soll eine Verkehrswende je gelingen, wenn die Straßen nicht sicher sind?”, fragt Kerstin Leutloff von Changing Cities. 

Auch der Unfallforscher Siegfried Brockmann forderte nach einem Raserunfall im September, Sperrungen der Raserstrecken in Erwägung zu ziehen, da dieses eine wirksame Maßnahme sein könnte. „Wir müssen über Prioritäten reden, die eine Stadtplanung, eine Verkehrsbehörde und ein Bundesverkehrsministerium setzen. Auch über toxische Männlichkeit müssen wir reden, wenn manche jungen Männer motorisierte Gewalt als eine Statusfrage begreifen. Wir wissen noch nicht, ob der Geländewagenfahrer gerast ist. Aber wir wissen, dass er in einem extrem übermotorisierten und überdimensionierten Auto mit 300 bis 600 PS unterwegs war – in einem Umfeld, in dem alle sich sicher fühlen sollen: im öffentlichen, städtischen Straßenraum“, kommentiert Ragnhild Sørensen von Changing Cities. 

Die Mahnwache ist als Demonstration bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Wir bitten um Einhaltung der Abstandsregel sowie um Tragen von Mund- und Nasenschutz. 

Weiterführende Links:
Pressemitteilung der Polizei vom 18. November 2020:
https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.1019457.php

Bericht der Berliner Morgenpost vom 18. November 2020:
https://www.morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article230938438/Toedlicher-Unfall-in-Berlin-Charlottenburg-Gelaendewagen-erfasst-Radfahrer.html

Gemeinsame Pressemitteilung von Changing Cities und ADFC Berlin vom 3. September 2020:
https://changing-cities.org/den-rasern-die-rote-karte-zeigen/

Informationen zum Netzwerk Fahrradfreundliches Charlottenburg-Wilmersdorf:
https://www.rad-chawi.de/

Über den Changing Cities e.V.

Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

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