Wenn Kinder ein Dach malen, ist es eigentlich immer ein Steildach, das mit roten Biberschwanzziegeln eingedeckt ist. Tatsächlich aber ist die Vielfalt der Dacharten und -formen nahezu grenzenlos.

„Das „Ur-Dach“ dürfte das Steildach sein“, so Norbert Hain vom Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks Hessen. „Es geht wohl auf die ersten aus Ästen und Blättern gefertigten Unterstände zurück“. Hintergrund war, dass dieses Dach Niederschläge besonders schnell ableitet und auch aus diesem Grund nur eine relativ leichte Unterkonstruktion benötigt. Gerade die schnelle Wasserabführung stellt Planer und Bauherren heute in Zeiten extremer Niederschlagsmengen vor große Herausforderungen: Die Wasserabführung an der unteren Dachseite – der Traufe – und die weitere Ableitung in Fallrohren muss exakt berechnet und dimensioniert werden.

Zu den „Unterarten“ des Steildachs gehört auch das Walmdach, erklärt Hain. Hier sind an den Giebelseiten ebenfalls steil abfallende Dachflächen vorhanden. Eine weitere Art des Steildachs ist das Zeltdach, das oft bei Häusern im „toskanischen Stil“ verwirklicht wird. Eine andere Steildachform, die sich besonders in der Zeit der Industrialisierung zur Nutzung von Dachräumen in den Städten entwickelte, ist das Mansarddach. Bei diesem Steildach sind zwei unterschiedliche Dachneigungen vorhanden – die sehr steile Neigung im unteren Bereich und eine flachere Dachneigung oben.

„Bei Steildächern mit geringer Dachneigung ist zu beachten, dass bei Unterschreitung der Regeldachneigung von 22o, wie sie im Fachregelwerk des Dachdeckerhandwerks definiert ist, zusätzliche Maßnahmen am Unterdach zu treffen sind“, so der Hinweis des Weilburger Dachexperten. Diese gehören zum aktuellen Stand der Technik und sind damit verbindlich vorgeschrieben – ganz gleich, welche werblichen Aussagen von Herstellern etwas anderes versprechen.

Eine andere „Dach-Grundform“ ist das Flachdach, dessen Ursprung vermutlich im mediterranen Raum liegt. Nach einer jahrzehntelangen Zurückhaltung bei Bauherren liegt diese Dachform heute wieder voll im Trend – und das nicht nur bei Gewerbeobjekten. Hains Hinweis: „Hier ist besonders das Fachwissen der Dachdecker gefragt, um eine zuverlässige Ableitung des Niederschlagswassers zu gewährleisten. Denn jeder Wasserstau auf dem Dach bedeutet eine erhebliche statische Zusatzbelastung“.

Das beliebte Pultdach ist ein Mix aus Flach- und Steildach und deren Vorteilen. Bedingt durch die flache Dachneigung gilt aber auch hier die Beachtung der Zusatzmaßnahmen für die Unterschreitung der Regeldachneigung. Beim Schmetterlingsdach werden zwei Gebäudeteile mit Pultdächern kombiniert, an deren „Stoßstelle“ sich jeweils die Traufseiten dieser Pultdächer treffen.

Besonders im gewerblichen Bereich sind die architektonisch reizvollen Bogen- oder Tonnen- und Halbtonnendächer mit ihren runden Silhouetten zu finden. Fast ausschließlich bei Gewerbebauten sind Sheddächer (auch Sägezahndächer genannt) anzutreffen. Sie stellen eine Aufeinanderfolge von meist sehr steilen Pultdächern dar. Dabei wird eine Dachseite meist für die Verglasung genutzt, weshalb sich Sheddächer besonders bei Fabrikhallen eingesetzt werden.

Schon dieser kleine Ausblick in die „Dachlandschaften“ zeigt die große Vielfalt der Dachformen. „Damit auch bei den oft sehr strikten Vorgaben der örtlichen Bauordnung individuell gestaltete Unikate verwirklicht werden können, sollte jeder Bauherr schon im frühen Planungsstadium die enge Zusammenarbeit mit dem qualifizierten Dachdecker-Fachbetrieb suchen“, rät Norbert Hain.  Die entsprechenden Adressen hält die regionale Dachdecker-Innung bereit – und auch der Klick ins Internet hilft weiter: www.hessendach.de

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Der Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks Hessen vertritt als berufsständische Organisation die Dachdecker-Innungsbetriebe in den 18 angeschlossenen hessischen Dachdecker-Innungen. Sitz des Verbandes ist in Weilburg.

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