Morgen wird im Landtag von Baden-Württemberg über den Entwurf des Hochschulgesetzes beraten, das es Studenten ermöglicht, künftig ohne die Verwendung von Tieren ihren Abschluss machen zu können. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich hocherfreut über diese Errungenschaft und appelliert an die Politik, diese nicht der Schwarzmalerei der Tierversuchslobby, die diesen Passus kippen will, zu opfern.

An vielen Universitäten ist in den Fachbereichen Medizin, Tiermedizin und Biologie sogenannter Tierverbrauch Pflichtbestandteil in der Ausbildung. Ohne Teilnahme an Übungen an eigens dafür getöteten Tieren oder solchen, die beispielsweise aus der „Versuchstier“zucht oder der Nahrungsmittelindustrie übrig sind, wird Studenten oft verwehrt, ihre Ausbildung erfolgreich zum Abschluss zu bringen.

Nach Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen folgt nun Baden-Württemberg als achtes Bundesland, das die studentische Ausbildung ohne zwingende Tierversuche im Hochschulgesetz verankern will. Künftig sollen Studenten zur Abschlussprüfung zugelassen werden, ohne dass sie Studien- und Prüfungsleistungen erbringen müssen, bei denen Tiere zur Einübung von Fertigkeiten verwendet werden. Die Novelle des Hochschulgesetzes sieht vor, dass die Hochschulen unter Gewährleistung der Wissenschaftsfreiheit Lehrmethoden entwickeln, um die Verwendung von Tieren weiter zu vermeiden und zu verringern.

Der Ärzteverein bezeichnet es als unverständlich, dass sich Teile der Wissenschaft und Koalition selbst gegen diese minimale Modernisierung wehren, zumal Tierversuche in der Lehre immer noch möglich sind. „Es ist höchste Zeit, dass der unethische und altertümliche Tierverbrauch im Studium Platz macht für moderne Lehrmethoden“, kommentiert Dipl. Biol. Silke Strittmatter, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Es gibt bereits eine große Bandbreite an fantastischen Möglichkeiten, eine tierleidfreie und zudem didaktisch sinnvolle Lehre zu gestalten wie Computersimulationen, 3D-Modelle oder harmlose Selbstversuche“, so die Biologin weiter. In der medizinischen Ausbildung etwa können mit dem „Traumaman“ Notfallsituationen geübt werden. Der virtuelle Patient atmet, hat Herzschlag und Puls, er blutet und reagiert auf Behandlungsmaßnahmen.

Im Rahmen seines Osteuropaprojekte stattet der Verein Hochschulen mit modernen Lehrmaterialen aus. Anders als in Deutschland sind dort viele Hochschullehrer aufgeschlossen und ersetzen dadurch die alterhergebrachten Tierversuche in der Lehre.

Ärzte gegen Tierversuche sind sich sicher, dass auch in Deutschland die Qualität der studentischen Ausbildung ohne zwingende Tierversuche keineswegs leidet, sondern im Gegenteil die Übung an solch praxisorientierten und ethischen Modellen einer zukunftsfähigen Lehre Vorschub leistet.

Weitere Informationen

Osteuropaprojekt >>

Umbringen, aufschneiden, wegwerfen: Tierversuche in Studium >>

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