Die Vorschullehrkräfte, die seit Jahren schlecht behandelt und nicht angemessen bezahlt werden, werden in der aktuellen Ausnahmesituation mit vermehrten Aufgaben und verschlechterten Arbeitsbedingungen allein gelassen und von der Behörde in keiner Weise unterstützt oder geschützt. Die GEW weist auf diese Versäumnisse hin und fordert Verbesserungen ein.

„Am Anfang der Pandemiezeit wurden die Grundschulvorgaben der Behörde von den Schulleitungen eins zu eins auf die Vorschulklassen angewendet, so dass die Lehrkräfte die Klassenräume umgestalten mussten – mit zur Tafel ausgerichteten Einzel-Tischen, gesperrten Spielecken, eingeschlossenem Spielzeug, abgebauten Sitzkreisen und Abstandsgeboten. Hier wurden die Kinder stark verunsichert und nicht altersgemäß behandelt. Erst auf Intervention bzw. Beschwerden von Seite der betroffenen Lehrkräfte, der GEW und der Lehrerkammer wurden die Vorgaben an die Richtlinien der Sozialbehörde für die Kitas angepasst“, kommentiert Kerstin Mögle, Sprecherin vom Arbeitskreis VSK (Vorschullehrkräfte) der GEW Hamburg.

Dass es in der Vorschule besondere Erschwernisse gibt, wird nie erwähnt und von der Behörde nicht gesehen bzw. anerkannt:

  • Räumlichkeiten und Außengelände / Schulhof entsprechen weder in der Größe noch in der Ausstattung in der Regel nicht den Standards einer Kita.
  • Es ist überwiegend nur eine Lehrkraft in der Klasse, die durch die Trennung der Kohorten ohne Pause von 8:00 Uhr bis 13:00 Uhr mit den Kindern durcharbeitet.
  • Auch die Vorschullehrkräfte müssen die gesamte Zeit die nunmehr vorgeschriebenen FFP2 Masken tragen. Das ist für die Kommunikation mit den Vorschulkindern, die außerdem oft einen sehr großen Sprachförderbedarf haben, eine massive Erschwernis und macht die Sprachförderung unmöglich. Von den Beschwerden für die Lehrkraft und die Nichteinhaltung der Masken-Pausen einmal abgesehen.
  • Die von der Vorschullehrkraft beaufsichtigte Hofzeit der Vorschulklasse findet während einer Unterrichtsstunde der Kinder der Jahrgänge 1-4 statt. Die Kleinen werden damit aktuell nicht, wie es das Konzept eigentlich vorsieht, in den Ablauf der Schule eingewöhnt. Es führt auch dazu, dass sich die im Unterricht befindlichen Lehrer über den Lärm auf dem Schulhof beklagen.
  • In der Vorschule soll das neue Bildungsprogramm die Grundlage der Beschulung sein.  Das ist unter den derzeitigen Bedingungen nicht ansatzweise zu leisten.
  • Die Kinder bekommen massiv die mit der Coronapandemie einhergehenden Veränderungen und Einschränkungen im Leben mit. Sie sind in ihrer seelischen und geistigen Entwicklung jedoch nicht so weit, dass sie dies verstehen und verarbeiten können. Das heißt, dass die von den Situationen, den Ängsten und den Auflagen verunsicherten Kinder zunehmend auffällige und schwierige Verhaltensweisen zeigen.
  • Digitaler Unterricht ist für Kinder im Vorschulalter nur äußerst begrenzt sinnhaft und organisierbar. Für die in der Pandemie ohnehin schon belasteten Familienhaushalte bedeutet dies einen enormen Kraftakt. Ein altersgemäßer Online-Unterricht in Vorschulen ist pädagogisches Neuland. Fortbildungen explizit für den Vorschulbereich gibt es dazu zurzeit nicht. Materialien und altersgemäße Methoden müssen die Vorschulkolleg*innen „nebenbei“ erarbeiten.

„Vorschullehrkräfte haben als ausgebildete Sozialpädagog*innen ein großes Repertoire an Kenntnissen und Methoden für den Umgang mit Kindern in schwierigen Lebenssituationen, aber unter den aktuell herrschenden Bedingungen kaum Möglichkeiten, diese umzusetzen. Was hier bleibt, ist ein vermehrter Frust, Erschöpfung und eine große Sorge um die Entwicklung der Kinder, die zusätzlich belastet“, ergänzt Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.

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