Im nunmehr fünften Monat befindet sich der Tourismus – so lange wie keine andere Branche – im harten Lockdown. Beherbergungsbetriebe, Gastronomien, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind geschlossen, verlässliche Öffnungsperspektiven nur bedingt in Sicht. Mit Blick auf die Beschlüsse der Videoschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am gestrigen Tag haben bisher nur wenige Bereiche wie die Außengastronomie oder Museen eine Chance auf Öffnung in einem absehbaren Zeitraum. Regelungen für alle Betriebsarten des Übernachtungssektors wurden erst für den 22. März in Aussicht gestellt. Aussagen zu Freizeiteinrichtungen wie bspw. Seilbahnen, die Hängebrücke TITAN RT, der Baumwipfelpfad und viele mehr wurden erst gar nicht aufgenommen.

Im Harz – einer Region, in der der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist – regt sich Widerstand. Länderübergreifend arbeiten hier seit Jahrzehnten fünf Landkreise aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Harzer Tourismusverband zusammen. Die Region ist geprägt von kleinen Städten und großen Naturflächen mit zahlreichen Outdoorangeboten. In der gesamten Lockdownphase zog und zieht der Harz zahlreiche Tagesgäste an. Mit steigenden Frühlingstemperaturen wird dieser Besucherstrom wieder zunehmen. Grund genug für die Landkreise nun auch die kluge Öffnung der Tourismusbereiche ab Ostern zu fordern.

Die Tourismusbetriebe brauchen nach fünfmonatigem Stillstand dringend eine Perspektive. Die Menschen streben nach Auszeiten, nach Naturerlebnissen und nach Ablenkung. Es darf nicht sein, dass diese Bedürfnisse mangels Alternativen in ausländischen Reisegebieten befriedigt werden, weil dort ggf. rechtzeitige Öffnungen erfolgen oder bereits erfolgt sind. Der Harz bietet ausreichende Möglichkeiten den Tourismus auch im Sinne eines verlässlichen Infektionsschutzes wieder aufzunehmen. Zahlreiche autarke Unterkünfte stehen zur Verfügung, Campingplätze bieten weiträumige Flächen und auch der Einfluss der Hotellerie auf das Infektionsgeschehen wird vom RKI als „niedrig“ eingestuft und liegt damit zum Teil zwei Stufen unter Bereichen die bereits geöffnet sind oder in Kürze öffnen dürfen. Die Branche hat bereits 2020 ihre Flexibilität im Hinblick auf die Umsetzung von Hygieneund Abstandsregelungen bewiesen. Nun können gut durchdachte Teststrategien die Öffnung weiter flankieren und die Sicherheit für Gäste und Anbieter gleichermaßen erhöhen.

Nicht zu vergessen sind in ländlichen Tourismusgebieten die Abhängigkeiten der Bereiche untereinander. Museen, Galerien, Zoos und weitestgehend auch der lokale Einzelhandel können hier nur mit der eingebrachten Wirtschaftskraft der Touristen wirklich rentabel arbeiten.

Auch im Harz will man Risiken vermeiden. Das kann aber nicht durch eine stetige Verlängerung des Lockdowns geschehen. Hier fordern die Landräte der Landkreise Göttingen, Goslar, Nordhausen, Harz sowie die Landrätin des Landkreises Mansfeld-Südharz ein differenziertes und kluges Vorgehen unter Bezugnahme aller zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Schutzmechanismen. Bestenfalls geschieht dies länderübergreifend einheitlich. Der Harz erstreckt sich über drei Bundesländer, unterschiedliche Regelungen und Vorgehensweise sind schwer umzusetzen und bei ähnlichen Inzidenzwerten nicht vermittelbar.

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