Sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden vermissten nach zwei Online-Semestern den für die akademische Lehre konstitutiven persönlichen Kontakt und Austausch, der digital auf Dauer nur unzureichend simuliert werden könne. Auch wenn der digitale Lehrbetrieb in den Universitäten im Gegensatz zu den Schulen relativ reibungslos funktioniere, dürfe das nicht heißen, dass sie sich für die Eröffnung einer Öffnungsperspektive hinten anzustellen haben. "Viele Studierende haben die Universität seit einem Jahr nicht mehr von innen gesehen. Entmutigung, Frust und Depressionen nehmen zu. Digitale Prüfungen laufen holprig. Viele Mitglieder der Hochschulen beginnen sich, in dem Provisorium häuslich einzurichten. Deshalb brauchen wir jetzt den Aufbruch auf den Weg zur Präsenzuniversität", erklärte Kempen.
Als "Bausteine" eines möglichen Öffnungskonzepts nannte der DHV-Präsident:
– Steuerung der Präsenzzulassung von Forschung, Lehre und Prüfung nach den örtlichen Inzidenzwerten in größerer Eigenverantwortung der Universitäten
– ausreichende, kostenlose Schnelltests,
– konsequente Umsetzung von Hygienestandards in den Hochschulen,
– Zuweisung von kleineren Veranstaltungen (Seminaren, Vorlesungen) in größere Hörsäle,
– Reduzierung digitaler Lehre auf große Vorlesungen und Veranstaltungen,
– vorrangige Öffnung von Laboren und Bibliotheken,
– Erweiterungen der Möglichkeiten zu Präsenzprüfungen,
– Öffnung des Zugangs für geimpfte Mitglieder der Hochschule.
Letztlich regte Kempen an, die Gruppe der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Blick auf ihre Lehr- und Betreuungsaufgaben in der Coronavirus-Impfverordnung des Bundes mit der Gruppe der Lehrerinnen und Lehrer gleichzustellen. Gleiches sollte auch für Universitätsangestellte gelten.
"Nach über einem Jahr Corona", so Kempen, "müssen wir aus der Duldungsstarre raus. Die Universitäten brauchen auch mental Ziele, Stufen und Pläne für den Rückweg zur Normalität. Andere gesellschaftliche Bereiche belegen: Lockdown geht schnell, Öffnungen brauchen Vorlauf und Planung."
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