Noch vor hundert Jahren waren sie beide ausgestorben: der Alpensteinbock und der europäische Braunbär. Auch dank touristischer Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinweg, entwickeln sich die Bestände beider Arten positiv. Grund genug für die Touristiker, mit Unterstützung der jeweiligen Volkswirtschaftsdirektionen einen Wappentausch von Bern und Graubünden vorzuschlagen.

Vorbei sind die Zeiten, als man sich anfangs des vergangenen Jahrhunderts mit der Hilfe von Wilderern Steinböcke aus der letzten Kolonie im Aostatal hat beschaffen müssen. Die Alpensteinböcke und Bündner Wappentiere gedeihen längst prächtig, gerade auch in den bekannten Bündner Feriendestinationen St. Moritz, Davos-Klosters oder Arosa & Lenzerheide. Im Kanton Bern sind besonders begnadete Kletterkünstler u.a. im Gasterntal oder an der Bire oberhalb Kandersteg zuhause, aber auch am Gross Lohner in Adelboden, in den Spillgeren und nun ebenfalls bald am Stockhorn im Simmental. Eine Erfolgsgeschichte, die für interessierte Gäste dank den von den Tourismusorganisationen angebotenen Wildbeobachtungen erlebbar ist. Gemäss Urs Pfenninger, Tourismusdirektor von Adelboden-Lenk-Kandersteg stellt die Möglichkeit, die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben, ein wachsendes Bedürfnis vieler Gäste dar. Diese neue Ausgangslage hat für den Tourismus in Bern Potential.

Auch der Bär erobert sich allmählich seinen ursprünglichen Lebensraum zurück. Seit rund fünf-zehn Jahren tummeln sich vereinzelt wilde Bären in Graubünden und finden ihren Weg sogar bis an die Lenk im Kanton Bern. Noch mehr als beim Steinbock bleibt der Umgang mit freilebenden Bären anspruchsvoll. Unbestritten aber ist das Berner Wappentier ein Sympathieträger: die umsorgten Bären im Bärenpark der Bundesstadt als auch im Arosa Bärenland sind Publikumslieblinge. Und gerade das Beobachten aus der Nähe sensibilisiert die Gäste und erzeugt Respekt vor dem vermeintlich putzigen Grossraubtier, meint Pascal Jenny, Direktor von Arosa Tourismus.

Seit Jahren arbeiten die beiden Destinationen und ihre Direktoren zusammen. Beide mit der Überzeugung, dass echte Erlebnisse und Kreativität der Schlüssel zum Erfolg sind. Dass im alpinen Tourismus Partnerschaften und nicht Konkurrenzdenken gefragt sind. Um dies zu unterstreichen, haben Pfenninger und Jenny bei ihren zuständigen Regierungsräten einen Tausch der Wappentiere für ein Jahr beantragt. Der Berner Volkswirtschaftsdirektor Christoph Amman findet die Aktion sehr sympathisch und erachtet die Umsetzung der neuen Wappengestaltung für „touristisch interessant“. Sein Bündner Kollege Marcus Caduff sieht das Potential dieses befristeten Projektes, zumal Innovation während der Corona-Krise entscheidend sei. Die kantonalen Absprachen in den Ämtern werden vorangetrieben, so dass eine Umsetzung zu Beginn der Sommersaison 2021 realistisch ist.

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