Die digitale Ausstellung „Carnival in the Making“ beleuchtet die kulturellen Beziehungen zwischen Afrika, Südamerika und Europa und hinterfragt die Geschichte europäischer kolonialer Hegemonie. Sie bildet den Abschluss des vom Goethe-Institut initiierten Projekts „Echos des Südatlantiks“. Die entstandene multimediale Ausstellung umfasst filmische Beiträge, Essays, Fotografien und Performances von über zwanzig Künstler*innen und Intellektuellen von allen drei Kontinenten, darunter Musa Mattiuzzi, Gabi Ngcobo und António Ole. Am 24. April wird „Carnival in the Making“ in einer Online-Vernissage auf Englisch vorgestellt und ist anschließend auch auf Deutsch zugänglich.

Bis ins 15. Jahrhundert markierte der Atlantik eine wahrnehmbare Grenze zwischen Afrika und Europa auf der einen und Amerika auf der anderen Seite. Der Überwindung dieser Grenze folgte die lange und prägende Geschichte der „Entdeckungen“: Kolonisierung, Versklavung, Migration – und Wohlstand in Europa. Welche Wechselbeziehungen bestehen heute zwischen Afrika und Südamerika, nach Jahrhunderten der europäischen Hegemonie und Ausbeutung? Wie könnte die kulturelle Zukunft des Südatlantiks aussehen? Diesen Fragen widmet sich das Goethe-Institut seit drei Jahren mit dem Projekt „Echos des Südatlantiks“.

Über zwanzig Künstler*innen und Intellektuelle aller drei Kontinente entwickelten gemeinsam zehn Projekte zu kulturellen Verbindungslinien in den Bereichen Performance, Film, Musik und bildende Kunst und loten die Potenziale der Süd-Süd-Beziehungen aus. So erkunden die Künstler*innen Michelle Mattiuzzi und Jota Mombaça postkoloniale performative Ästhetiken in Brasilien und Südafrika, während der Regisseur Jean-Pierre Bekolo eine filmische Brücke zwischen seiner Heimat Kamerun und einer Diasporagemeinde in Kolumbien schlägt. In dem unvollendeten Projekt „Karnevalstrilogie“ spüren der angolanische Künstler António Ole und der brasilianische Fotograf André Cunha den Karnevalstraditionen zwischen den Kontinenten nach, während die nigerianische Künstlerin Nidi Dike verborgene Geschichten der Gewinnung, Produktion und des Konsums von Waren aufdeckt, die durch den transatlantischen Kapitalismus miteinander verbunden sind.

Die multimediale Ausstellung „Echoes of the South Atlantic: Carnival in the Making“ wurde kuratiert von Ananya Jahanara Kabir, Fareda Khan, Ana Albuquerque und Camilo Solinti Soler Caicedo. Der Titel, zu Deutsch „Karneval im Entstehen“, unterstreicht dabei die prozesshafte und fragmentarische Qualität der präsentierten Arbeiten, die in ihrer Gesamtheit ein komplexes, karnevaleskes Beisammensein ankündigen. Viele Projekte wurden durch die Pandemie unterbrochen, konnten dann aber doch auf improvisierten Wegen zustande kommen. Die Kurator*innen stellen diese unvollendete Qualität in den Kontext der Hoffnung, die durch den Begriff des Karnevals ausgedrückt wird.

Online-Vernissage „Echoes of the South Atlantic: Carnival in the Making“

Datum: 24. April 2021

Sprache: Englisch und Portugiesisch

Programm (MESZ):

18:00-19.00 Uhr: Digitale Führung durch die Ausstellung und Diskussion mit dem Kurator*innenteam

19:00-20:00 Uhr: Interaktive Gespräche mit den Künstler*innen

Beitragende: Jean-Pierre Bekolo, Thiago de Paula Souza, Ndidi Dike, Anita Ekman, Paul Goodwin, Ana Hupe, Isaac Julien, Michelle Mattiuzzi, Jota Mombaça, Mark Nash, Kris Nelson, Gabi Ngcobo, António Ole, Elvira Dyangani Ose, Amilcar Packer, Nadine Siegert, Selene Wendt

Die digitale Ausstellung ist ab dem 24. April auf Deutsch und Englisch zugänglich unter: www.goethe.de/echos.

Über das Projekt

Die digitale Ausstellung „Carnival in the Making“ ist Abschluss des dreijährigen Projekts „Echos des Südatlantiks“ der Goethe-Institute in Südamerika, Afrika und Europa, das sich der Zukunft des kulturellen Austausches über den Südatlantik widmet. Im Rahmen des Projektes wurden zehn künstlerische Erkundungen angestoßen, die Aspekte kultureller Verbindungslinien zwischen Afrika, Südamerika und Europa in den Blick nehmen. Als inhaltliche Klammer war auf jedem der drei Kontinente eine Konferenz geplant: Im April 2018 fand eine Konferenz mit der Universität UFBA in Salvador de Bahia und Juli 2019 eine mit dem HKW in Berlin statt. Aufgrund der Covid-19-Pandemie bildet den Abschluss nun anstatt einer angedachten dritten Konferenz in Dakar die Online-Ausstellung.

Über das Kurator*innenteam

Ananya Jahanara Kabir ist Professorin für Englische Literatur am King’s College London. Sie erforscht das Verhältnis von kollektiver Freude, Widerstand, Kreolisierung und Erinnerung. Für ihre innovative Arbeit in den Geisteswissenschaften erhielt sie einen ERC Advanced Grant (2013-18), den Infosys Humanities Prize (2018) und den Humboldt-Forschungspreis (2019). Kabir hat in den Bereichen bildende und plastische Kunst, Performance, Film, Musik und Tanz gearbeitet und dabei mit Kulturschaffenden aus dem globalen Norden und Süden zusammengearbeitet. Sie ist eine glühende Verfechterin der Mehrsprachigkeit und beherrscht mehrere europäische und südasiatische Sprachen.

Fareda Khan ist eine unabhängige Kunstkuratorin und Theaterproduzentin, die sich auf die zeitgenössische visuelle Kultur Südasiens spezialisiert hat. Sie hat mehrere hochkarätige internationale Ausstellungen sowie öffentliche und interdisziplinäre Kunstprojekte kuratiert. Sie war Finalistin bei den National Asian Women of Achievement Awards für Kunst und Kultur, Gewinnerin des Arts Council Art04-Preises und Mitbegründerin und stellvertretende Direktorin von Shisha, einer internationalen Agentur für zeitgenössische südasiatische Kunst und Kunsthandwerk. Sie wurde außerdem in das Arts Council England National Change Makers Leadership Programm und in das Inspiring Leadership Programm der Universität Manchester aufgenommen.

Ana Luiza Albuquerque ist Performerin, Sängerin und Musikethnologin und arbeitet derzeit an ihrer Doktorarbeit an der Universität Cork. Als Spezialistin für Begegnungen zwischen brasilianischen/afro-brasilianischen Rhythmen und geschriebener Literatur hat sie in Forschungsteams an der Universidade Federal do Rio de Janeiro, der Pontifícia Universidade Católica do Rio de Janeiro und dem King’s College London mitgewirkt und war Mitglied des Kurator*innenteams von „Festival ECRÓ, einem experimentellen Filmfestival in Brasilien.

Camilo Soler Caicedo ist Anthropologe und Tänzer und hat am King’s College London in den Bereichen Kultur, Medien und Kreativwirtschaft promoviert. Derzeit arbeitet er an der School of Creative Arts and Design der Universität Loughborough. Er hat mit einer Vielzahl unterschiedlicher Gemeinschaften gearbeitet, darunter indigene Völker im Amazonasgebiet, Bandenmitglieder in den marginalisierten Vierteln kolumbianischer Städte und Tänzer*innen populärer Rhythmen in lokalen und transnationalen Kontexten.

Weitere Informationen finden Sie auf der Projektwebseite unter: www.goethe.de/brasilien/echos

#EchoesSouthAtlantic

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