Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen trotz des stärkeren Corona-Infektionsgeschehens noch einmal spürbar gesunken. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. In der Drei-Monats-Prognose für April bis Ende Juni zeigt der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von nur noch 6,5 Prozent an – nach 13,3 Prozent im März. Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, hat ebenfalls deutlich abgenommen. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator schaltet daher von „gelb-grün“ (erhöhte konjunkturelle Unsicherheit) auf „grün“ (keine Rezessionsgefahr).

Grundsätzlich getragen wird die positive Entwicklung von der guten Auftragssituation im Produzierenden Gewerbe. Dass sich die Aussichten für die Konjunktur in den letzten Wochen weiter aufgehellt haben, liegt aber vor allem an positiven Signalen von den Finanzmärkten: Der „Finanzmarkstress“, den das IMK mit einem eigenen Indikator misst, ist zuletzt spürbar zurückgegangen. Weiter verkleinert hat sich auch die Zinsdifferenz zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen (Spread), was auf günstigere Finanzierungsbedingungen für Unternehmen hindeutet. Zudem hat sich laut ifo-Geschäftsklimaindex die Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter verbessert.

Trotz der nunmehr sehr geringen Rezessionswahrscheinlichkeit mahnen die Experten des IMK weiterhin zu Wachsamkeit in der Wirtschaftspolitik: „Die derzeit positive Entwicklung der konjunkturellen Frühindikatoren ist aber mit Vorsicht zu interpretieren, da weiterhin die Gefahr besteht, dass die Corona-Krise tatsächlich mehr Schäden am Wirtschaftsgefüge hinterlässt als gegenwärtig in den aktuellen Daten sichtbar ist“, sagt Dr. Thomas Theobald, Referatsleiter für Finanzmärkte und Konjunktur am IMK. „Das gilt insbesondere für Unternehmensinsolvenzen in den von der Pandemie betroffenen Bereichen personennaher Dienstleistungen.“ Deshalb bleibe es richtig und wichtig, „die staatlichen Stützungsmaßnahmen weiter aufrechtzuhalten“, so Theobald.

Unter dem Strich stützten die neuen Ergebnisse des Konjunkturindikators aber die positive Erwartung des IMK, dass der konjunkturelle Aufschwung im Jahresverlauf mit zunehmendem Fortschritt des Impfprogramms an Breite und Stärke gewinnen werde. Im Jahresdurchschnitt 2021 rechnen die Düsseldorfer Konjunkturforscher daher mit einem Wirtschaftswachstum von 4,9 Prozent.

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

Zum IMK-Konjunkturindikator: https://www.imk-boeckler.de/de/imk-konjunkturampel-15362.htm

Zur aktuellen Konjunkturprognose des IMK: https://www.boeckler.de/pdf/pm_imk_2021_03_24.pdf

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