Die Wirtschaft im Norden von Sachsen-Anhalt bleibt in schwerem Fahrwasser. Der Geschäftsklimaindex ist im ersten Quartal 2021 zwar erneut gestiegen und liegt nun bei 85,9 von maximal 200 möglichen Punkten. Das ist aber immer noch einer der niedrigsten Werte, der jemals gemessen wurde. Die Geschäftslage ist nach wie vor schlecht. Auch was die Entwicklung der Konjunktur in den kommenden Monaten betrifft, sind die Branchen überwiegend pessimistisch. Das sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Magdeburg für das erste Quartal 2021.

„Insgesamt hält sich die Wirtschaft in unserem Kammerbezirk tapfer“, erklärte der Präsident der Industrie- und Handelskammer Magdeburg, Klaus Olbricht, in Magdeburg. „Aber, auch das muss ungeschminkt gesagt werden: Viele Unternehmen sind an ihre Grenzen gekommen. Viele können nicht mehr.“

Die Konjunktur in der Industrie stagniert. Dafür verantwortlich ist vor allem der Vorleistungs- und Konsumgüterbereich. Beide Branchen berichten über sinkende Auftragseingänge und Umsätze. Die Geschäftserwartungen der Industrie bleiben negativ. Fast ein Viertel der Unternehmen geht von einer weiteren Verschlechterung aus. Die Umsatzerwartungen tendieren insgesamt ebenfalls ins Minus. Zuversichtlicher dagegen sind die Unternehmen mit Blick auf die Exporte. Hier scheint die voranschreitende Erholung der Weltwirtschaft positive Akzente zu setzen.

Auch für den Einzelhandel war das erste Quartal des Jahres auf Grund des fortgeführten Lockdowns erwartungsgemäß schwierig. Auch die im März in Kraft getretenen Lockerungen brachten nicht den erwünschten Aufschwung. Die weiterhin ungewisse Entwicklung der Pandemie sowie die Eindämmungsmaßnahmen auf Bundes- und Landesebene lassen die Handelsunternehmen wenig optimistisch in die Zukunft blicken. Die Prognosen trüben sich weiter ein.

Im Gastgewerbe lassen der seit November 2020 anhaltende Lockdown derzeit keine Hoffnung auf eine zügige Verbesserung der Geschäftslage zu. Demzufolge ist es wenig überraschend, dass die Unternehmen ihre Situation nahezu geschlossen ungünstig bewerten.

Mit Blick auf die Änderung des Infektionsschutzgesetzes wies IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang März auf damit verbundene Schwierigkeiten in der Praxis hin. „Die noch unklaren Regelungen, wann und in welcher Form ein negativer Coronatest vorgelegt und dokumentiert werden muss, erschweren die Situation für die Betroffenen zusätzlich. Die lange geforderte bundeseinheitliche Regelung hat es aus Sicht der Wirtschaft bisher nicht geschafft, die Maßnahmen und deren Umsetzung verständlicher zu gestalten“, stellte er fest. „Auf Grund der unterschiedlichen Inzidenzwerte in den einzelnen Landkreisen ist gefühlt das Gegenteil erreicht. Für unsere Unternehmen ist es auf Grund der fehlenden Konkretisierungen sehr schwer, alle Auflagen rechtskonform umzusetzen.“

In den vergangenen Monaten wurde der Austausch zwischen Wirtschaft und Politik verständlicherweise von der Pandemie dominiert, berichtete der Hauptgeschäftsführer. „Viele Anregungen und Hinweise der Unternehmen wurden aufgenommen, andere blieben unberücksichtigt. Beispielhaft sind hier unsere Forderungen zur Beschleunigung der Wirtschaftshilfen oder „click and meet“ genannt. Nicht berücksichtigt wurden zum Beispiel unsere Forderungen zur Öffnung des Gastgewerbes.“

Im Vorfeld der Landtagswahl am 6. Juni 2021 hat die IHK Magdeburg zusammen mit ihren Mitgliedsunternehmen wirtschaftspolitische Positionen zur Landtagswahl 2021 definiert. „Mit diesem Positionspapier haben wir die Anregungen und Hinweise der Wirtschaft für die neue Landesregierung gebündelt und sehen dies als Gesprächsangebot“, erklärte März. „Wir möchten wieder stärker in den Austausch treten zu Themen wie konsequenter Abbau von Bürokratismus, Ausbau der digitalen und verkehrstechnischen Infrastruktur, Sicherung der Energieversorgung, Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und Imageverbesserung des Standorts Sachsen-Anhalt.“ Die IHK Magdeburg habe zudem den Spitzenkandidaten der im Landtag vertretenen Parteien sowie der FDP einen Fragenkatalog mit Wahlprüfsteinen zukommen lassen. Die Antworten der Parteien werden in der Maiausgabe der IHK-Zeitschrift „Der Markt in Mitteldeutschland“ veröffentlicht.

März machte zugleich darauf aufmerksam, dass in diesem Jahr neben der Landtags- und Bundestagswahl auch die Wahl zur Vollversammlung der IHK Magdeburg ansteht. „Ich möchte alle Unternehmerinnen und Unternehmer aufrufen, sich im Herbst durch eine Kandidatur oder Stimmabgabe an der Wahl zu beteiligen“, warb der Hauptgeschäftsführer. Die gewählten Unternehmensvertreter bilden getreu dem Motto ,Aus der Wirtschaft – für die Wirtschaft‘ das zentrale Organ der IHK Magdeburg. „Das aktives Ehrenamt ist die Grundlage einer wirtschaftsnahen und praxisorientierten Interessenvertretung“, hob der Hauptgeschäftsführer hervor.

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Die IHK Magdeburg ist eine von 79 Industrie- und Handelskammern in Deutschland. Neben der Hauptgeschäftsstelle der IHK Magdeburg in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg bestehen IHK-Geschäftsstellen in Salzwedel und Wernigerode.

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