Was sind die Grundlagen des Mountainbike-Sports, was bedeutet er für die Entwicklung des Lebens- und Erlebnisraumes in Bayern? Wie kann man Vorurteile abbauen und gegenseitige Rücksichtnahme schaffen? Und wie steht es um die Rechtslage in Bayern? Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt des ersten Mountainbike Bayern Panels, zu dem die vier regionalen Tourismusverbände in Bayern am 5. Mai im Rahmen des Mountainbike-Tourismuskongresses 2021 geladen hatten.

Die über 230 Teilnehmenden, darunter Vertreter:innen der Kommunal- und Landespolitik, der Wald- und Forstwirtschaft, der Jagd- und Bauernverbände, der Naturschutzbehörden und des Tourismus sowie Grundstückseigentümer:innen und Interessierte aus ganz Bayern, erhielten nicht nur wichtige Hintergrundinformationen, sondern auch einen Überblick über aktuelle Vorhaben und Lösungsstrategien. Der Mountainbike-Sport wird überwiegend auf Wegen ausgeübt, die auch andere Natursportler:innen wie z.B. Wandernde nutzen. „Zur Vermeidung von Konflikten existieren bereits erfolgreiche Lösungsstrategien und Projekte in Bayern aber eben auch Herausforderungen, über die wir miteinander sprechen müssen. Das Rad muss nicht immer gleich neu erfunden werden“, so Cindy Peplinski, Produkt- und PR-Managerin des Tourismus Oberbayern München e.V.

Ein deutlicher Appell, der aus der Veranstaltung hervorging, war, dass Mountainbiken als Breitensport anerkannt und auf politischer Ebene begleitet werden muss. Denn feststeht: Mountainbiking als Sport betreiben mittlerweile mehr Menschen in Deutschland als Fußball spielen.

Mountainbiking – ein Trendsport mit Dynamik

Für die einen ist es ein cooler Trendsport und pures Naturerlebnis an der frischen Luft, für die anderen sind es rücksichtslose Radler, die durch den Wald brettern und den Boden zerstören. Auf jeden Fall ist Mountainbiking eine wachsende Natursportart, die mittlerweile über 15 Millionen Menschen in Deutschland in ihren Bann zieht und in Bayern eine immer größere Rolle spielt. Schließlich zählen die bayerischen Alpen und die bayerischen Mittelgebirge zu den beliebtesten Bike-Regionen Deutschlands. Durch Corona hat diese Entwicklung noch einmal an Dynamik zugenommen. Umso wichtiger ist es für Touristiker und politische Entscheidungsträger landesweit, sich über die Chancen aber auch die Herausforderungen rund um das Mountainbiking, aber auch über konkrete Angebote und Kampagnen auszutauschen. Dazu hatten die vier regionalen Tourismusverbänden in Bayern im Rahmen des Mountainbike-Tourismuskongresses 2021 erstmals eingeladen und Experten des Deutschen Alpenvereins e.V., der Deutschen Initiative für Mountainbiken (DIMB) e.V. und des Mountainbike Tourismusforums e.V. zum Panel hinzugeholt. Strittige Themen wurden aufgezeigt, mit Fakten hinterlegt und entsprechend entkräftet. So zeigen verschiedene Studien über die Auswirkungen von Mountainbiken auf Boden, Flora und Fauna, dass eine Schlechterstellung des Mountainbikens auf vorhandenen Wegen gegenüber dem Wandern oder anderen Natursportarten naturschutzfachlich nicht begründbar ist. Mehr

Herausforderungen und Handlungsfelder

Nachdem das Bayerische Umweltministerium im Dezember 2020 strengere Reglementierungen für Mountainbiker veröffentlicht hatte, fordern Radsport- und Tourismusverbände einen bayernweiten Runden Tisch mit allen Beteiligten. Sie sehen einen großen Handlungs- und Gesprächsbedarf im Umgang mit den Vollzugshinweisen, weil diese offensichtlich von verschiedenen Behörden, Verbänden und Nutzern unterschiedlich interpretiert werden und die Umsetzung von Mountainbike-Projekten möglicherweise in Gefahr bringen. Die Tourismus- und Natursportverbände können durch ihre Expertise einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung aller Erholungssuchenden und Bewirtschaftern leisten – auch im Bereich der viel diskutierten Haftungsfrage. Benjamin Trotter, DAV-Mountainbike-Beauftragter, präsentierte Auszüge aus dem neuen DAV-Leitfaden „Haftung und Recht“ und zeigte Möglichkeiten zur Minimierung von Haftungsrisiken auf.
 Oberbayerische Fair Bike Kampagne wirbt um rücksichtsvolles Verhalten

Der Tourismus Oberbayern München e.V., der das virtuelle Treffen initiiert hatte, stellte die oberbayernweite Kampagne „Fair Bike“ vor, die seit 2019 nicht nur die Mountainbiker:innen, sondern auch die Einheimischen erreichen und in die Diskussionen einbeziehen möchte. Damit setzen sich der TOM e.V. und die an der Kampagne teilnehmenden Destinationen für mehr Wertschätzung und Rücksichtnahme ein. Mit 15 bayerischen Regeln wird dort für gegenseitiges Verständnis und für einen freundlichen, respektvollen sowie nachhaltigen Umgang mit Wandernden, der Natur und denjenigen, die dort arbeiten, geworben. Denn: Tourismus lebt von einem fairen Umgang miteinander, daher das Motto „Mitnand – Bike & Hike“, das auf den Plakaten, Aufklebern und Notfallkarten zu finden ist. Die Printprodukte wurden in zwölf Destinationen an Fahrradhändler:innen, Gastgeber:innen und Gastronom:innen sowie Hütten und Almen verteilt. Weitere Infos zur Kampagne gibt es unter www.oberbayern.de/fairbike.Neue Wege durch Ostbayern: Trans Bayerwald

Eine besondere Mountainbike-Reiseroute präsentierte der Tourismusverband Ostbayern: Die Trans Bayerwald führt über 700 Kilometern und 17.000 Höhenmeter auf naturbelassenen Wegen durch den Bayerischen Wald und verbindet die Mountainbike-Angebote der Region. Die Strecke wurde im Rahmen eines LEADER-Kooperationsprojektes vom Tourismusverband Ostbayern mit den sechs Landkreisen des Bayerischen Waldes und vielen Partnern vor Ort erarbeitet und umgesetzt. Die Trans Bayerwald steht für Begeisterung, ehrenamtliches Engagement, Vertrauens- und respektvolle Zusammenarbeit der Projektpartner, Leidenschaft für das Thema Mountainbike, Liebe zum Bayerischen Wald und Naturverbundenheit. Auch mit der Respektvoll-Kampagne, die sich an alle Naturnutzer richtet, wirbt der Tourismusverband Ostbayern sowie seine Partner und Mitglieder für einen respektvollen Umgang auf dem Weg und mit der Natur. Mehr Infos und das kostenlose Starterpaket gibt es unter www.trans-bayerwald.de.

Naturbiken im Allgäu: nachhaltig und grenzenlos

Ein Beispiel für grenzüberschreitendes Mountainbike-Vergnügen stellte der Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben e.V. vor: Dank eines gemeinsam mit Tirol umgesetzten und weitgehend abgeschlossenen Interreg-Förderprojektes gibt es nun rund 700 Kilometer ausgeschilderte MTB-Wege im Allgäu und Tirol. Umfangreiche Genehmigungen und Klärung der Haftungsfragen für das Befahren der Wege zwischen Grundstückseigentümern und beteiligten Gemeinden wurden erarbeitet und abgeschlossen. Insgesamt waren 60 Partnergemeinden im Allgäu und Tirol in das Projekt einbezogen. Gefördert wurde u.a. neben der Beschilderung auch Infrastruktur in Form von sogenannten Durchfahrtshilfen, welche die Akzeptanz bei Grundstückseigentümern enorm gesteigert hat. Die Bezeichnung als "Naturbiken Allgäu" unterstreicht den besonderen Anspruch des Radelns in der Natur als umweltverträgliches und nachhaltiges Angebot. Mehr unter  www.allgaeu.de/naturbiken.

Neue Angebote und integrierte Besucherlenkung auch für Mountainbiking in Franken

Der Tourismusverband Franken sieht die Entwicklungen im Mountainbike-Tourismus auf seinem Gebiet äußerst vielschichtig. Im Fichtelgebirge etwa werde neben dem Bau des MTB Base Camp am Kornberg auch der Ausbau des E-Bike-Verleihs und Guiding sowie der Ausbau des Downhill- Angebotes mit Seilbahnnutzung am Ochsenkopf vorangetrieben. Im April wurde ein neues Besucherlenkungskonzept rund um Wandern, Mountainbiking und Trekkingplätze gestartet. Mehr Infos unter www.fichtelgebirge.bayern/mtb.

Dialog soll fortgesetzt werden

Die Initiatoren zogen eine positive Bilanz des virtuellen Treffens: „Wir freuen uns, dass so viele Menschen unserer Einladung nachgekommen sind, miteinander zu reden. Dieser Dialog muss fortgesetzt werden, um Klarheit zu schaffen, Vorurteile abzubauen und Mountainbiking als Breitensport anzuerkennen“, so Cindy Peplinski vom TOM e.V.

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