Am 19. März 2021 haben die Deutsche UNESCO-Kommission und die Kultusministerkonferenz in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung[1] bekannt gegeben, dass die Deutsche Gebärdensprache in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Das ist ein historischer und großartiger Tag für alle Gebärdensprachnutzer/-innen! Der Deutsche Gehörlosen-Bund freut sich sehr über diese Entscheidung und ist stolz darauf.

Der Gehörlosenverband Hamburg hat die Deutsche Gebärdensprache für die Liste des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen. Der Deutsche Gehörlosen-Bund bedankt sich bei diesem Verband, bei Ralph Raule, Louisa Pethke und den Professor/-innen Dr. Christian Rathmann, Dr. Annika Hermann und Dr. Barbara Hänel-Faulhaber für die mit der Antragstellung verbundene Arbeit und für ihr Engagement.

Zur Pressemitteilung 07/2021 in Deutscher Gebärdensprache (DGB-Film 06/2021)

Als Immaterielles Kulturerbe werden kulturelle Ausdrucksformen angesehen, die von menschlichem Wissen und Können getragen und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Gemeinschaften prägen diese lebendigen Traditionen und entwickeln sie kreativ weiter. Die Deutsche Gebärdensprache zählt jetzt zum Immateriellen Kulturerbe. Dadurch wird das Bewusstsein für die Bedeutung der Deutschen Gebärdensprache gefördert und ihr werden mehr Respekt und Wertschätzung entgegengebracht!

Aus Anlass dieser Würdigung wollen wir auf 15 andere Gebärdensprachen hinweisen, die auf einer anderen Liste der UNESCO stehen – nämlich der gefährdeten Sprachen:[2] die Algerische Jüdische Gebärdensprache (Israel), die Alipur-Gebärdensprache (Indien), die Al-Sayyid-Beduinen-Gebärdensprache (Israel), die Österreichische Gebärdensprache (Österreich), die Ban-Khor-Gebärdensprache (Thailand), die Brasilianische Gebärdensprache (Brasilien), die Chican-Gebärdensprache (Mexiko), die Dänische Gebärdensprache (Dänemark), die Äthiopische Gebärdensprache (Äthiopien), die Finnisch-Schwedische Gebärdensprache (Finnland), die Inuit-Gebärdensprache (Kanada), Kata Kolok (Indonesien), die Mardin-Gebärdensprache (Türkei), die Neuseeländische Gebärdensprache (Neuseeland) und die Yucatec-Maya-Gebärdensprache (Mexiko).

Die Deutsche Gebärdensprache ist ein wesentlicher Teil der jahrhundertelangen vielfältigen Gehörlosenbewegung. Sie wird heutzutage von immer mehr Menschen in der Gesellschaft gelernt und wertgeschätzt. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dies in seiner Rede anlässlich des Internationalen Tages der Gebärdensprachen am 23.09.2020 betont:

„Die Deutsche Gebärdensprache ist […] kein Nischenphänomen, sondern eine Sprache mit einer eigenen Kultur. Vor allen Dingen aber gehört die Gebärdensprache zu unserem Land. Sie gehört in unseren Alltag, mitten in unsere Gesellschaft.“[3]

Die Deutsche Gebärdensprache und die damit verbundene Gehörlosenkultur müssen weiterhin bewahrt, geschützt, gefördert und gestärkt werden! Daher streben der Deutsche Gehörlosen-Bund und seine 26 Mitgliedsverbände an, dass die Deutsche Gebärdensprache als Minderheitensprache im Sinne der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen anerkannt wird.

[1] https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/20-neueintraege-ins-bundesweite-verzeichnis-des [Stand: 01.04.2021]

[2] Überblick der Weltkarte unter https://www.uclan.ac.uk/research/activity/atlas-of-world-languages-in-danger

[3] Videobotschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zum Internationalen Tag der Gebärdensprachen unter https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2020/09/200923-Tag-der-Gebaerdensprachen.html

Über Deutscher Gehörlosenbund e. V.

Der Deutsche Gehörlosen-Bund ist der Rechtsnachfolger des 1927 gegründeten Reichsverbandes der Gehörlosen Deutschlands (REGEDE) und wurde im Jahr 2007 80 Jahre alt.

Insgesamt haben sich 27 Verbände im Deutschen Gehörlosen-Bund zusammengeschlossen:

– 16 Landesverbände
– Bundesarbeitsgemeinschaft der Dozenten für Gebärdensprache e.V.
– Bundesverband der Gebärdensprachdolmetscher Deutschland
– Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Gehörlosenseelsorge (DAFEG)
– Deutsche Gehörlosen-Jugend
– Deutsche Gehörlosen-Skatvereinigung
– Deutscher Gehörlosen-Sportverband
– Deutsches Gehörlosen-Theater
– Gesellschaft für Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser
– Netzwerk der Gehörlosen-Stadtverbände
– Verband der Katholischen Gehörlosen Deutschlands
– Verein „Kultur und Geschichte Gehörloser"

Über diese Verbände sind ca. 30.000 Mitglieder aus mehr als 600 Vereinen im DGB organisiert. Ein Präsidium aus sieben Personen und sechs hauptamtliche MitarbeiterInnen zeichnen für die Arbeit des DGB verantwortlich.

Der DGB ist Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV), in der Deutschen Gesellschaft der Hörgeschädigten – Selbsthilfe und Fachverbände (DG) , der Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. (BAG SELBSTHILFE) e. V., der European Union of the Deaf (EUD) und der World Federation of the Deaf (WFD).

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