Um den Folgen der Pandemie entgegenzuwirken, setzen die Alltagsheld:innen, die erste bundesweite Stiftung für Alleinerziehende, unter dem Motto "Raus aus der Pandemie – Alleinerziehende entlasten" eine eigene Corona-Hilfe auf. Die Förderung soll Projekte unterstützen, die gezielt Folgen und Belastungen für Ein-Eltern-Familien abfedern, welche sich aus der Pandemie ergeben. Von Projekten mit kurzfristigen Einzelfallhilfen, Freizeitangeboten oder Hausaufgabenhilfe für Kinder von Alleinerziehenden bis hin zu strukturell arbeitenden Projekten sind Förderanträge bei der Stiftung willkommen. Die Stiftungsmittel sollen durch Spenden aus einer begleitenden Spendenaktion ergänzt werden, um weitere Projekte zu ermöglichen.

55 Prozent der Alleinerziehenden stark oder sehr stark belastet

Heidi Thiemann, geschäftsführende Vorständin der gemeinnützigen Stiftung Alltagsheld:innen, begründet die Förderung damit, dass "die Corona-Pandemie zu zahlreichen negativen Veränderungen und Belastungen führt, deren Langzeitfolgen noch gar nicht absehbar sind. Was wir aber heute schon wissen: Besonders hoch sind die Belastungen und Folgen für jene, die bereits zu normalen Zeiten unter großem Druck standen. Zu diesen zählen vor allem Ein-Eltern- Familien." Eine jüngst publizierte Studie der Evangelischen Hochschule Dresden ergab, dass 55 Prozent der Alleinerziehenden seit der Pandemie stark bis sehr stark belastet sind. Vor der Pandemie waren es 27 Prozent.[1]

Armutsgefährdung lässt sich nicht wegimpfen

Die Impfkampagne hat inzwischen Fahrt aufgenommen, wie lange die Pandemielage noch anhält, ist jedoch unklar. Die sekundären Pandemiefolgen führen vor allem Alleinerziehende in eine strukturelle Falle. "Alleinerziehenden drohen wachsende Armutsgefährdung durch Arbeitszeitreduktion oder Jobverlust, Verschuldung, mögliche Langzeitarbeitslosigkeit oder Erkrankungen aufgrund der langanhaltenden Überlastung, die nicht rasch kurierbar sind.

Strukturelle Pandemiefolgen lassen sich nicht wegimpfen", erklärt Thiemann. Die Strukturen zu verbessern sei in erster Linie Aufgabe der Politik. "Wir hoffen, dass die Politik aus den Erfahrungen der letzten Jahre gelernt hat und die in der Pandemie deutlich gewordenen strukturellen Defizite für Alleinerziehende endlich behebt", äußerst Thiemann. "Wir als Stiftung für Alleinerziehende wollen auf die umfassenden Pandemiefolgen für Ein-Eltern-Familien aufmerksam machen und unterstützende Strukturen für Alleinerziehende auch für die Zeit nach Corona voranbringen", so Thiemann.

Mit der Förderung der Stiftung und der angebundenen Spendenaktion werden vor allem Projekte von Basisgruppen und Selbsthilfe-Initiativen gefördert, die im direkten Kontakt mit Alleinerziehenden stehen und ihre Bedarfe kennen. Der Stiftung liegen bereits einige Projektanträge vor. Die ersten sind schon bewilligt, z.B. ein Hausbootprojekt für Kinder von Alleinerziehenden in Hamburg. "Wir sind für weitere Projekte offen. Und wir freuen uns natürlich ebenso über weitere Spenden, die zusätzliche Projekte ermöglichen und so viele Alleinerziehende erreichen", sagt Thiemann abschließend.

Über die Aktion:

Die Fördermittel der Stiftung sowie die gesammelten Spenden werden gezielt an Projekte vergeben, die Alleinerziehende und ihre Kinder in der Pandemie unterstützen und helfen, deren Folgen abzufedern. In der Zeit vom 21. Juni 2021 bis zum 15. Juli 2021 verdoppelt die Stiftung jeden gespendeten Euro bis zu einer Gesamtsumme von 100.000 Euro. Spenden sammeln die Alltagsheld:innen unter https://alleinerziehende.entlasten.org. Diese sind steuerlich absetzbar. 

Hausboot Huckleberry Finn

Momentan entsteht an der Dove Elbe in Hamburg Moorfleet ein inklusives Hausboot "Huckleberry Finn" für ein gemeinsames Erleben und Entspannen auf dem Wasser. Um darauf einzustimmen, lädt der Verein Nicos Farm e.V. zu einem besonderen Sommerprogramm für Kindern zwischen 6 und 12 Jahren ein, durch das Hausboot-Projekt einmal rauszukommen, sich handwerklich auszuprobieren, Seemannsknoten zu lernen und mit Holz zu arbeiten. Das Angebot richtet sich an Kinder von Alleinerziehenden und soll ihnen nach monatelangem Lockdown eine Auszeit und Ferienangebot ermöglichen.

Das Boot wird nach Fertigstellung im Herbst/Winter 2021 unterschiedliche Attraktionen und Workshops zu vielen Themen anbieten. Neben alleinerziehenden Müttern und Vätern mit ihren Kindern werden ebenso Menschen mit Beeinträchtigungen, Menschen mit Demenz und Kinder mit Traumata herzlich willkommen sein. http://www.nicosfarm.de

Digitalize the moms

Alleinerziehende mit Migrationsgeschichte oder Fluchterfahrung haben neben den bestehenden strukturellen Benachteiligungen für Ein-Eltern-Familien zusätzlich weitere, z.B. Sprachbarrieren, die ihnen die Wissensvermittlung und Informationsbeschaffung erschweren. Der agisra e.V. in Köln realisiert mit Hilfe der Stiftungs-Förderung nun einen Digital Media-Kurs für migrantische Alleinerziehende. Er soll sie fit machen für die Unterstützung ihrer Kinder im Digital Schooling und ihnen ermöglichen, sich selbst besser zu vernetzen und zu informieren. https://agisra.org

Einkaufsgutscheine für Neukölln

Nicht nur die pandemiebedingte Überlastung von Alleinerziehenden ist ein anhaltend großes Problem, sondern auch zunehmende Armutsgefährdung, Verschuldung und Kinderarmut. In Berlin Neukölln startet die Koordinierungsstelle für Alleinerziehende des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF e.V.) eine Einkaufsgutschein-Aktion für Hygieneartikel: Mit den Gutscheinen werden Alleinerziehende aus dem Bezirk in pandemiebedingten finanziellen Notlagen unterstützt. https://skf-berlin.de

Über Stiftung Alltagsheld:innen

Die neu gegründete Stiftung Alltagsheld:innen ist die erste bundesweite Stiftung, die sich für die Rechte von Alleinerziehenden einsetzt. Dazu fördert sie u.a. innovative Projekte, die grundsätzlich und langfristig zur Verbesserung der konkreten Lebenssituation von Alleinerziehenden beitragen. Die Stiftung möchte Themen und Impulse gemäß dem Stiftungsauftrag setzen, Netzwerke stärken und initiiert wissenschaftliche Untersuchungen zu den verschiedenen Bedarfen von Ein-Eltern-Familien. Die Stiftung ist gemeinnützig und nicht profitorientiert. Sie nahm Anfang 2021 mit einem Kapital von 1,2 Millionen Euro ihre Arbeit auf.

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