Sie wird für moderne Krebstherapien eingesetzt, steckt in High-Tech-Netzwerkkommunikation, ihre Erkenntnisse werden für die Energiewende gebraucht und für kommende Raumfahrtprogramme: Strahlenforschung ist Zukunftsforschung.

„Wer technischen Fortschritt und nachhaltigen Schutz von Mensch und Umwelt auch für die kommenden Jahrzehnte möchte, darf heute das Thema Strahlung in Forschung und Wissenschaft nicht vernachlässigen“, sagte die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz, Dr. Inge Paulini.

Zentralen Handlungsbedarf sehen das BfS und andere Akteure aus Politik und Wissenschaft im Bereich der Strahlenforschung an folgenden Stellen:

  • Strahlenforschung muss bei technologischen Entwicklungen von Anfang an mitgedacht werden. Die Forschung ist eine Grundvoraussetzung für die sichere und innovative Zukunft unseres Landes, damit Mensch und Umwelt vor den Folgen von Strahlung sicher geschützt sind.
  • Strahlenforschung auf hohem Niveau braucht eine entsprechende Infrastruktur. Dazu gehören ein dichtes Netz aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Laboren, Studiengängen, Weiterbildungen und Förderprogrammen, die entsprechend ausgestattet sein müssen.
  • Strahlung macht nicht an Grenzen halt. Dementsprechend muss Strahlenforschung international sein. Deutschland muss es ein wichtiges Anliegen sein, seinen internationalen Spitzenplatz in der Strahlenforschung zu behalten.

Beim digitalen StrahlenschutzForum „Strahlende Zukunft in Digitalisierung und moderner Medizin“ am 24. Juni wurden die aus Sicht des Strahlenschutzes zentralen Punkte mit Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft vorgestellt und diskutiert.  Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) organisierte die virtuelle Dialog- und Netzwerkveranstaltung gemeinsam mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und der Strahlenschutzkommission (SSK).

Strahlenforschung am Wissenschaftsstandort Deutschland

Aufbauend auf dem Konzept der Bundesregierung zur Kompetenz- und Nachwuchsentwicklung für die nukleare Sicherheit haben BMU, BfS und andere Institutionen gemeinsam eine Bedarfsanalyse zum Strahlenschutz entwickelt, die Anfang Juni veröffentlicht wurde.   „Der Bedarf an Forschung auf internationalem Spitzenniveau ist unbestritten groß. Trotzdem musste die Forschungsinfrastruktur und die Grundlagenforschung in Deutschland in den letzten Jahren an vielen Stellen Einbußen hinnehmen“, sagte Dr. Paulini.

In vielen Berufsfeldern sind Kompetenzen im Strahlenschutz erforderlich. Um auch in Zukunft das Interesse von Expert*innen und Fachkräften aus der Medizin, den Natur- oder Ingenieurswissenschaften für den Strahlenschutz auf breiter Basis zu erhalten bzw. wieder aufzubauen, müssen jetzt die richtigen Schritte in vielen Bereichen gemacht werden. „Sowohl in Forschung und Entwicklung, als auch Ausbildung und Lehre, Fort- und Weiterbildung, im Wissensmanagement, sowie über Gremien und Netzwerke muss Strahlenforschung mitgedacht und verankert werden“, betonte die Präsidentin.

Gemeinsam für langfristige Forschungsstrategie

BMU-Staatssekretär Jochen Flasbarth unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung nachhaltiger Maßnahmen für den Kompetenzerhalt: „Eine hohe Kompetenz entwickelt sich nicht innerhalb eines Projektes. Sind langjährige Kompetenzen einmal weggebrochen, sind sie nicht mehr oder nur mit erheblichem Mehraufwand wieder aufzubauen.“

Der Vorsitzende der SSK, Professor Werner Rühm, stellte den Bedarf einer interdisziplinär angelegten Planung im Bereich der Strahlenforschung in den Vordergrund. „Strahlung und die damit verbundenen möglichen gesundheitlichen Auswirkungen betreffen unsere Gesellschaft als Ganzes, und fordert unterschiedliche Forschungsdisziplinen. Dafür ist Zusammenwirken aller Akteure, von universitären und außeruniversitären Forschungsinstituten bis hin zu Ressortforschungseinrichtungen entscheidend.“  Anfang Juni hat die SSK die Stellungnahme „Langfristige Sicherung der Kompetenz auf dem Gebiet der Strahlenforschung und -anwendung in Deutschland – Wichtigste wissenschaftliche Disziplinen und Hauptakteure in der Forschung“  auf ihrer Webseite veröffentlicht.

Auf dem Weg, um diese langfristigen Ziele zu erreichen, sei die Netzwerkveranstaltung ein erster wichtiger Schritt, betonte die Präsidentin Inge Paulini: „Eine moderne und starke Strahlenforschung ist unverzichtbar. Die Aufgabe, ihre Potentiale in Deutschland nicht nur zu erhalten, sondern auch auszubauen, muss jetzt – auch mit Blick auf die kommende Legislaturperiode – von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam angegangen werden.“

Über Bundesamt für Strahlenschutz

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) arbeitet für den Schutz des Menschen und der Umwelt vor Schäden durch Strahlung. Das BfS informiert die Bevölkerung und berät die Bundesregierung in allen Fragen des Strahlenschutzes. Die über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewerten Strahlenrisiken, überwachen die Umweltradioaktivität, unterstützen aktiv im radiologischen Notfallschutz und nehmen hoheitliche Aufgaben wahr, darunter im medizinischen und beruflichen Strahlenschutz. Ultraviolette Strahlung und strahlenrelevante Aspekte der Digitalisierung und Energiewende sind weitere Arbeitsfelder. Als wissenschaftlich-technische Bundesoberbehörde betreibt das BfS Forschung und ist mit nationalen und internationalen Fachleuten vernetzt. Weitere Informationen unter www.bfs.de.

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