Die Deutsche Physikalische Gesellschaft würdigt mit dieser Auszeichnung die Wissenschaftlerin für ihr herausragendes Engagement, wissenschaftliche Erkenntnisse zur Coronapandemie in den Medien zu vermitteln.

In Würdigung ihres engagierten und unerschrockenen Eintretens in der Öffentlichkeit für den faktenbasierten Diskurs zur Covid-19-Pandemie zeichnet die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) in diesem Jahr die Physikerin Viola Priesemann vom Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation mit der Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik aus.

„Frau Priesemann hat unmittelbar erkannt, dass ihre Forschungsarbeiten zu neuronalen Netzen und der Rolle von Phasenübergängen für die Informationsverarbeitung große Bedeutung für das Verständnis der Dynamik der Covid-19-Ausbreitung haben“, sagt DPG-Präsident Lutz Schröter.

Schnell avancierte Viola Priesemann für Politik und Medien zur kompetenten und seriösen Gesprächspartnerin über Prognosen der Entwicklung der Pandemie und mögliche Maßnahmen zu ihrer Eindämmung. Priesemann ist gefragte Gesprächs- und Interviewpartnerin und geschätzte Diskussionsteilnehmerin in zahllosen Medien und Talk-Shows. Dabei beweist sie ihre herausragende Fähigkeit, die zum Teil sehr komplexen Zusammenhänge überaus verständlich und klar zu vermitteln.

Beispielsweise veröffentlichte die Wochenzeitung Die Zeit neben einem mehrseitigen Dossier über ihre Arbeit mehrfach ihre Einschätzungen und Positionen zur Pandemielage und zu möglichen Gegenmaßnahmen. Ihr Vortrag zur Physik der Covid-19-Eindämmung, den sie zusammen mit ihrem Kollegen Eberhard Bodenschatz hielt, wurde fast 10.000-mal aufgerufen. Zudem begleitete sie wissenschaftlich das DPG-Faktenblatt „Die Physik der Corona-Pandemie“, das Entscheidungsträgerinnen und -träger in Politik und Wirtschaft sowie Schulen darüber informiert, wie die Physik helfen kann, die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Darüber hinaus ist sie Initiatorin einer pan-europäischen Stellungnahme und eine der Autorinnen der Stellungnahmen außeruniversitärer Forschungseinrichtungen und des John-Snow-Memorandums, die alle die Notwendigkeit eines gemeinsamen europäischen Vorgehens bei der Eindämmung von Covid-19 betonen und einen Aktionsplan vorlegten. Unermüdlich stellt sich Viola Priesemann Gegenargumenten und erläutert ihre Analysen und wissenschaftliche Fakten. Für ihre Wissenschaftskommunikation während der Corona-Pandemie ehrte die Max-Planck-Gesellschaft die Physikerin im Februar 2021 mit dem Communitas-Preis.

Viola Priesemann (1982 in Bobingen geboren) forschte nach ihrem Studium an der Technischen Universität Darmstadt zur neuronalen Informationsverarbeitung an der École normale supérieure in Paris, am Caltech in Kalifornien und am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt. Im Jahr 2013 wurde sie an der Universität Frankfurt im Fachbereich Physik promoviert. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich Priesemann mit Ausbreitungsdynamik in neuronalen Netzen und mit der Rolle von Phasenübergängen für die Informationsverarbeitung.

Nach einer Tätigkeit als Postdoc bei Theo Geisel vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen wurde sie 2014 Fellow am Bernstein Center for Computational Neuroscience Göttingen und bewarb sich 2015 erfolgreich für eine unabhängige Max-Planck-Forschergruppe, die sie seither am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen leitet.

Priesemann war Fellow des Elisabeth-Schiemann-Kollegs, ist Mitglied der Jungen Akademie und des Exzellenzclusters Multiscale Bioimaging sowie im Vorstand des Campus-Instituts Data Science (CIDAS) der Georg-August-Universität.

Die Verleihung der Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft erfolgt voraussichtlich im Rahmen des Festaktes am 12. November 2021 während des 42. Tages der DPG im Physikzentrum Bad Honnef. Die Auszeichnung besteht aus einer individuell gestalteten Medaille aus Silber sowie einer Urkunde. Zu den bisherigen Preisträgern zählen u. a. der Fernsehmoderator Ranga Yogeshwar, der ESA-Astronaut Alexander Gerst, die Wissenschaftsjournalisten Norbert Lossau (WELT) und Manfred Lindinger (FAZ) sowie eine mittlerweile 50-jährige Sendung mit der Maus.

Übersicht über die bisherigen Preisträger und Preisträgerinnen:
https://www.dpg-physik.de/auszeichnungen/dpg-preise/medaille-fuer-naturwissenschaftliche-publizistik/preistraeger

Infos: https://www.dpg-physik.de/auszeichnungen/dpg-preise/medaille-fuer-naturwissenschaftliche-publizistik

Über Deutsche Physikalische Gesellschaft e.V

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit rund 55.000 Mitgliedern auch mitgliederstärkste physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de

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