Der Verkauf ihres Spin-off-Unternehmens fayteq an Facebook ist für die TU Ilmenau Ausweis für das internationale Spitzenniveau ihrer Forschungsergebnisse und deren erfolgreiche Überführung in innovative Produkte auf dem Weltmarkt. Fayteq kann mithilfe von Diminished Reality in Echtzeit Objekte aus Live-Videos entfernen oder ersetzen. Im August 2017 wurde das 2011 in Ilmenau gegründete Unternehmen an den US-amerikanischen Internetkonzern verkauft. Der Rektor der TU Ilmenau, Professor Scharff, und Mitgründer Professor Wolfgang Broll sehen in dem Verkauf eine klare Bestätigung für eine erfolgreiche Forschungsstrategie und ein hohes Gründungspotenzial an der TU Ilmenau.

„Wenn ein Unternehmen wie Facebook sich eine an der TU Ilmenau entwickelte Technologie sichert, zeugt das vom internationalen Spitzenniveau der Forschungsarbeit unserer Wissenschaftler und einer sehr erfolgreichen Überführung in innovative, marktfähige Produkte“, so der Rektor. „Das macht uns sehr stolz und ich möchte dem gesamten Gründerteam um Professor Wolfgang Broll herzlich zur diesem herausragenden Erfolg gratulieren. Neben der hohen Qualität ihrer Arbeit wurde auch ihr Mut, den Schritt zum Gründer zu wagen, belohnt.“

Die Firma fayteq war 2011 gemeinsam vom Leiter des Fachgebietes Virtuelle Welten und Digitale Spiele, Professor Wolfgang Broll, und den Absolventen André Münnich und Dr. Jan Herling aus der TU Ilmenau ausgegründet und zunächst in Ilmenau und anschließend in Erfurt angesiedelt worden. Gründung und Produkte basieren auf an der Universität entwickelten innovativen Verfahren wie Diminished Reality, mit dem es den Ilmenauer Wissenschaftlern weltweit erstmals gelang, Objekte aus Live-Videos in Echtzeit zu entfernen und zu ersetzen. Das inzwischen patentierte Verfahren erregte international enorme Beachtung in Wissenschaft und Wirtschaft und wies durch seine Anwendungsnähe ein großes Potenzial für eine Firmengründung auf. Professor Broll: „Über den Kauf unseres Spin-offs durch einen Weltkonzern wie Facebook freuen wir uns natürlich sehr, ist dies doch eine Anerkennung für viele Jahre intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Ein Schlüssel zum Erfolg war aber auch die große Unterstützung, die wir erfahren haben, nicht zuletzt durch die Universität selbst. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken. Unser Dank gilt auch dem Team von „auftakt. Das Gründerforum Ilmenau" sowie Professor Andreas Will, die uns auf unserem Weg konstruktiv und mit dem nötigen betriebswirtschaftlichen Know-how begleitet haben.“

Mit dem Erfolg ihres Spin-offs sieht sich die TU Ilmenau einmal mehr in ihrer strategischen Ausrichtung der Forschung bestätigt. Als erste deutsche Universität hatte sie schon in den 1990er Jahren begonnen, einen Forschungsschwerpunkt auf das Gebiet der Medientechnologien zu setzen und hat diesen seither kontinuierlich ausgebaut und weltweite Alleinstellungmerkmale generiert. Darunter auf dem Gebiet der virtuellen Welten und digitalen Spiele. Nachdem die TU Ilmenau als erste deutsche Universität im Jahr 2006 die Professur Digitale Spiele zur sozialwissenschaftlichen Erforschung von Computer-Games eingerichtet hatte, folgte 2009 die Einrichtung des technisch ausgelegten Fachgebietes Virtuelle Welten und Digitale Spiele. Das von dem Informatiker Wolfgang Broll geleitete Fachgebiet beschäftigt sich seither international überaus erfolgreich mit Technologien und Anwendungen der sogenannten Mediated Reality. Darunter versteht man die technologiebasierte Veränderung der individuellen Wahrnehmung der Umgebung. Hierzu zählt einerseits Augmented Reality, wobei zusätzliche virtuelle Inhalte in die Realität integriert werden, so dass sie ein Teil davon werden und im bestem Fall im Nachhinein überhaupt nicht mehr als künstliche Inhalte zu erkennen sind, andererseits Diminished Reality, womit Inhalte der Realität aus dieser entfernt werden, ohne dass dies für den Betrachter ersichtlich ist.

Weltweit gilt das Gebiet der Mediated Reality als besonders zukunftsträchtig und eröffnet breite Anwendungsbereiche. Professor Broll: „Mit Hilfe von Augmented und Diminished Reality können wir unsere reale Umgebung derart verändern, dass sie genau die für uns in der jeweiligen Situation erforderlichen Inhalte bereitstellt. Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie könnten aus Ihrer Wohnung die alten Möbel entfernen – sie also virtuell leerräumen – um sie dann anschließend mit neuen möglichen Einrichtungsvarianten virtuell wieder auszustatten. Und das Beispiel würde sich direkt genauso auch auf eine Fertigungsstraße in einer Fabrikhalle oder Gebäude in einem zu sanierenden Stadtviertel anwenden lassen.“

Professor Broll wird seine Forschungen an der TU Ilmenau fortführen und sieht Potenzial für weitere Spin-offs: „Wir führen hier gerade einige vielversprechende Forschungsprojekte durch und sind dafür immer auf der Suche nach engagierten Studenten und Doktoranden – insbesondere mit Interesse und Know-how in den Bereichen Computer Vision und Deep Learning“.

Um den damit verbundenen Forschungsbedarf zu decken, sieht sich die TU Ilmenau hervorragend gerüstet. Der Rektor: „Wir haben die technologischen Voraussetzungen und vor allem die Exzellenz in der Forschung, um an die erreichten Erfolge auf diesem Gebiet anzuknüpfen und die Vorreiterrolle der TU Ilmenau auf dem Gebiet virtuelle Realität weiter auszubauen. Nicht zuletzt die derzeitige große öffentliche Aufmerksamkeit an unseren Arbeiten hilft uns dabei, international noch bekannter zu werden und die besten Nachwuchskräfte für die Erforschung von innovativen Lösungen für Zukunftsaufgaben im digitalen Zeitalter zu gewinnen.“

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