Der große Augenblick dauerte nur wenige Sekunden: Am gestrigen Mittwochvormittag wurden gegen 11.30 Uhr in der Nähe der Franz-Senn-Hütte im Tiroler Oberbergtal vier Transport-Kisten geöffnet und die Hellabrunner Steinböcke Uwe, Urs sowie zwei Geißen aus dem Alpenzoo Innsbruck sprangen direkt hinauf in die Bergwelt der Stubaier Alpen.

Bereits frühmorgens startete der Tiertransport aus München in Richtung österreichisches Oberbergtal. Vom Parkplatz der Oberriss-Alm aus ging es in der Material-Seilbahn für die Alpensteinböcke in den Transportkisten die letzten 400 Höhenmeter hinauf zur Franz-Senn-Hütte auf 2.145 Metern. Die Auswilderungsstelle in unmittelbarer Nähe der Hütte ist Teil des Gebiets der Hegegemeinschaft der Österreichischen Bundesforste. Die höchsten Gipfel der Umgebung liegen auf 3.000 Metern Höhe. Dieses hochalpine Gebiet bietet neben rund 60 Alpensteinböcken auch Gämsen, Murmeltieren, Schneehasen, Steinadlern und vielen weiteren Vogelarten einen Lebensraum – seit gestern nun auch zwei Alpensteinböcken aus München und zwei aus Innsbruck. Die Auswilderung leistet einen Beitrag zur weiteren Wiederansiedelung und genetischen Auffrischung der Population.

Zwei der vier Steinböcke sind mit einem Senderhalsband ausgestattet, sodass der Bewegungsradius via GPS ermittelt werden kann. Zudem sind die Tiere gechipt und mit einer Ohrmarke markiert. So sind sie auch mit dem Fernglas gut erkennbar. Auf die Auswilderung wurden Urs und Uwe bereits im Vorfeld von den Hellabrunner Tierpflegerinnen und Tierpfleger vorbereitet – zum einen mit einem Kistentraining, sodass die Tiere beim Transport sehr entspannt waren. Zum anderen bekamen die Tiere unterschiedlichstes Futter, damit sie dieses in den Bergen wieder erkennen und finden können.

Die eigentliche Auswilderung verlief innerhalb weniger Minuten – bereits nach kürzester Zeit waren die vier Steinböcke, jeweils paarweise ein Bock und eine Geiß, in den nebligen Büschen und Geröllfeldern der steilen Berghänge verschwunden. In den kommenden Wochen und Monaten werden sich die Tiere an ihre neue Umgebung und die Witterung anpassen – so wird sich das Fell verändern und dicker werden.

„Wir sind sehr stolz, dass die Auswilderung so reibungslos geklappt hat und wir uns damit aktiv am Schutz der Artengemeinschaften in heimischen Lebensräumen beteiligten konnten“, so Tierparkdirektor Rasem Baban. Aufsichtsratsvorsitzende und 3. Bürgermeisterin Verena Dietl fügt hinzu: „Auch wenn es sich ganz wunderbar in unserer Stadt – genauer im Münchner Tierpark – leben lässt, so freut es mich für die beiden Steinböcke Urs und Uwe, dass sie nun im Oberbergtal leben und dort zum Erhalt der Alpensteinbock-Population beitragen können. Diese Auswilderung zeigt ganz deutlich, wie wichtig Tierparks für den Erhalt der biologischen Vielfalt sind.“

Mit dieser Aktion beteiligte sich Hellabrunn nach vielen Jahren erstmals wieder an einer Auswilderung von Alpensteinböcken. Mitte des 19. Jahrhunderts war der Alpensteinbock nahezu ausgerottet. Schutz- und Auswilderungsprojekte haben jedoch dazu geführt, dass sich der Bestand erholen konnte.

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