Die Gründe, die zum Abbruch eines Studiums führen, sind oftmals mangelnde Leistung, falsche Vorstellungen von Studium und letztendlich der Wunsch nach einer handwerklichen, praktischen Tätigkeit. Doch häufig fängt das Dilemma, das zum Studienabbruch führt, bereits in der Schulzeit an. „Eltern wünschen sich für Ihr Kind möglichst einen hohen Schulabschluss, das Abitur muss es schon sein und danach natürlich ein Studium“, erzählt Christiane Nowottny, Geschäftsbereichsleiterin Berufsausbildung, Prüfungs- und Sachverständigenwesen der Handwerkskammer Reutlingen. „Viele Kinder bewältigen die Zeit bis zum Abitur mehr schlecht als recht. Doch wer einmal das Abi in der Tasche hat, der strebt zuallererst ein Studium an.“ An eine Ausbildung im Handwerk denkt trotz guter Aufstiegschancen kaum jemand. Dabei liegt die Erwerbslosenquote von Technikern und Meistern seit über 10 Jahren unter der von Akademikern. Die Verdienstmöglichkeiten einer Handwerksmeisterin oder eines Handwerksmeisters sind in etwa gleichzusetzen mit denen eines Bachelorabsolventen oder einer Absolventin an der Uni – oftmals stehen Handwerksmeisterinnen und -meister finanziell sogar besser da als Akademiker, die ihr Bafög zurückzahlen müssen. Hinzu kommen sehr gute Aufstiegschancen, denn Tausende von Handwerksbetrieben suchen dringend Fachkräfte und Nachfolger.
Wer unsicher ist, ob ein Studium noch das richtige ist, der findet in der dualen Handwerksausbildung neue Perspektiven. Christiane Nowottny: „Wer ein Studium abbricht, für den ist, außer ein paar vergeudeten Semestern, nichts verloren. Ein Neustart im Handwerk verhilft vielen Studierenden wieder zu mehr Selbstbewusstsein und Motivation. Auch Chiara Angermüller aus Pfalzgrafenweiler war drei Semester lang Studentin an der Hochschule für Medien in Stuttgart, zweifelte aber schon länger an ihrem Studium: „Mir fehlte die Perspektive, die Leidenschaft für das, was ich machte“. In der Ausbildung zur Friseurin fand sie das, was sie im Hörsaal und Seminarbetrieb schmerzlich vermisste. Heute, kurz vor dem Ende ihrer verkürzten Ausbildung – als Abiturientin konnte sie im zweiten Lehrjahr einsteigen – ist sie sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Ich bin glücklich, wenn Kundinnen zufrieden sind. Ich will in jedem Fall weiter lernen, entweder den Meister oder den Make-up-Artist machen“, beschreibt sie ihre Pläne.
„Eine Ausbildung im Handwerk ist eine attraktive Alternative zum Studium,“ so Nowottny. „Die Handwerkskammer hilft dabei, den Neustart nach dem Studienabbruch hinzubekommen. Sie unterstützt bei der Berufsorientierung und informiert über berufliche Perspektiven. In unserem Online-Seminar am 20. Juli möchten wir all jenen, die am Studium zweifeln oder es bereits abgebrochen haben, erste Tipps geben, wie sie im Handwerk eine erfolgreiche Zukunft starten können.“
Online-Event für Studienabbrecherinnen und -abbrecher und für Studienzweiflerinnen und Studienzweifler am 20. Juli 2021, 15.30 bis 17.00 Uhr https://www.edudip.com/de/webinar/vom-horsaal-ins-handwerk-karrierechancen-mit-dem-bachelor-professional/1430674
Informationen zu Handwerksberufen, freie Lehrstellen und Praktika in der Region gibt es unter www.hwk-reutlingen.de/lehrstellensuche und in der App „Lehrstellenradar“.
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