„Deutschland und viele andere Staaten haben sich in den letzten 20 Jahren, angeknüpft an eine fast 100jährigen Hochschulkooperation, bei der Fortentwicklung der Hochschulen in Afghanistan engagiert. Bereits1922 traf eine erste Gruppe von jungen Afghanen zum Studium in Deutschland ein. Deutschland und die deutschen Hochschulen waren und sind immer noch für Tausende von Afghaninnen und Afghanen eine zweite Heimat und in ihrer Verzweiflung wenden sie sich an uns“, so Dr. Kambiz Ghawami, Vorsitzender des World University Service (WUS).
„Jetzt ist es dringend notwendig, diesen verzweifelten Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Ausreise nach Deutschland zu ermöglichen und ihnen hier Schutz und Aufnahme zu bieten. Viele dieser verzweifelten Studierende sind die Töchter und Söhne von afghanischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die früher in Deutschland studiert und gearbeitet haben und die, durch ihre Eltern eine große Verbundenheit mit Deutschland haben und hierauf ihre ganze Hoffnung der Rettung setzen“ , so Dr. Ghawami weiter.
Aus Sicht des WUS ist es jetzt neben der unmittelbaren proaktiven Unterstützung bei der Ausreise aus Afghanistan notwendig, den Studierenden eine Fortsetzung ihrer Studien in Deutschland zu ermöglichen und an den Hochschulen für afghanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Lehr- und Forschungsmöglichkeiten zu eröffnen. Da die Deutsche Botschaft in Kabul geschlossen ist, sollte auch für diese Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Visum bzw. Aufenthaltserlaubnis bei der Einreise in Deutschland erteilt werden.
Da absehbar die afghanischen Hochschulen geschlossen bleiben, schlägt der WUS vor, eine „Afghan Online Exile University“ mit afghanischen Exil -Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu gründen, die über online Angebote ein Minimum an akademischer Bildung in Afghanistan als auch in den absehbaren Flüchtlingslagern in den Nachbarstaaten von Afghanistan gewährleisten könnte.
Während der Taliban Herrschaft von 1996 bis 2001 haben sich afghanische Studierende und Fachkräfte in Deutschland z. B. in Berlin, Bochum, Bonn und in Heidelberg intensiv mit Fragen der Re-Demokratisierung und des Aufbaus von z. B. Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen in Afghanistan beschäftigt und hierfür konkrete Pläne ausgearbeitet. Mit einem umfangreichen Reintegrationsprogramm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) konnte u.a. der WUS nach 2002 rückkehrende afghanische Hochschulabsolventinnen und –absolventen und Fachkräfte bei deren Berufseinstieg in Afghanistan und Umsetzung ihrer Pläne unterstützen.
„Wie damals, gilt es nun an die Zeit nach dem Ende der Taliban-Herrschaft zu denken und Strukturen der afghanischen Exilgemeinschaft zu unterstützen, um ein Rückfall in eine bildungsfeindliche Taliban Diktatur zu verhindern und die Grundlagen für ein freies und selbstbestimmtes Afghanistan zu legen“, so Dr. Ghawami abschließend.
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