Wie leistungsfähig ist der deutsche Kapitalmarkt? Mit dieser Fragestellung beschäftigt sich das Whitepaper„Strategien zur nachhaltigen Finanzierung der Zukunft Deutschlands“, das die Deutsche Börse heute veröffentlicht hat. Die Ergebnisse unterstreichen, dass es dringend eines nationalen Aktionsplans bedarf, um den deutschen wie auch den europäischen Kapitalmarkt zu stärken. Konkrete Empfehlungen für die Eckpunkte eines solchen Aktionsplans liefert das Whitepaper gleich mit.

Deutschland steht vor enormen Herausforderungen: Digitalisierung, Klimaneutralität, ein generationengerechtes Rentensystem. Diese Themen werden für die neue Regierung im Mittelpunkt stehen müssen. Die notwendigen Mittel zur Bewältigung dieser Aufgaben sind immens. Gleichzeitig sind die öffentlichen Haushalte durch die Coronakrise stark belastet. Private Investitionen und die private Vermögensbildung werden künftig entscheidende Erfolgsfaktoren sein. Daher kommt dem Kapitalmarkt eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu einer nachhaltigen und erfolgreichen Zukunft zu.

Dr. Thomas Book, Mitglied des Vorstands der Deutsche Börse AG, sagt: „Heute ist der deutsche Kapitalmarkt nicht bestmöglich aufgestellt. Deshalb brauchen wir dringend eine ganzheitliche nationale Kapitalmarktstrategie, die von Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft getragen wird. Mit unserer Studie möchten wir dazu einen Anstoß geben. Wir müssen das Potenzial nutzen, um unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft nachhaltig und erfolgreich in die Zukunft zu führen.“

Das Whitepaper wurde mitverfasst von dem Ökonomen Prof. Dr. Wolfgang Bessler von der Universität Hamburg. Die konkreten Empfehlungen des Whitepapers zielen auf drei Bereiche ab:

1. Erleichterung der eigenkapitalbasierten Unternehmens- und Innovationsfinanzierung durch:
– eine kapitalmarktorientierte Reform des Unternehmensrechts und insbesondere mehr Flexibilität für Start-up-Unternehmen
– bessere steuerliche Bedingungen für die Eigenkapitalfinanzierung, insbesondere für innovative Start-up-Unternehmen

2. Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Kapitalmarkts durch:
– flexiblere gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen für Börsengänge, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen
– Einführung von Aktien mit Mehrfachstimmrechten (Dual-Class Shares) nach internationalem Standard
– Stärkung der transparenten Preisfindung und Reduzierung der Fragmentierung im Aktienhandel (Sekundärmarkt)
– Vereinheitlichung europäischer Rahmenbedingungen und Umsetzung der Vorschläge zur Kapitalmarktunion

3. Bessere Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg – insbesondere für Privatinvestoren – durch:
– Beseitigung von Steuernachteilen für den direkten und indirekten Aktienbesitz
– Stärkung des privaten Vermögensaufbaus und der privaten Altersvorsorge mit Aktien
– Erhöhung der Aktienquote bei institutionellen Investoren durch gezielte Fördermaßnahmen
– Stärkung der ökonomischen Bildung und politische Unterstützung einer Kultur der langfristigen Aktienanlage in Deutschland

Weiterführende Links:

– Studie
– Executive Summary

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