Patienten mit Vorhofflimmern haben häufig ein stark erhöhtes Risiko für Schlaganfälle. Normalerweise wird dann vorbeugend ein Blutverdünner verordnet. Der verhindert, dass sich in einem der „Herzohren“ – das sind Ausstülpungen des Herzens – Blutgerinnsel bilden, die dann ins Gehirn wandern und dort einen Schlaganfall auslösen können. Das Problem: Patienten mit chronischen Blutungen, etwa im Darm oder der Blase, können keine Gerinnungshemmer einnehmen. Wird aber mittels Katheter-Eingriff das linke Vorhof-Ohr (LAA) Richtung Vorhof verschlossen, kann ein entstandenes Blutgerinnsel nicht mehr in den Vorhof gelangen und von da aus weiter wandern.
Der minimalinvasive Eingriff dauert etwa 30 Minuten und erfolgt unter Vollnarkose. „Nicht weil wir einen großen Schnitt machen würden oder er starke Schmerzen verursacht“, stellt Dr. Degen klar. Operiert wird unter Röntgen- und Ultraschallkontrolle per Schluckultraschall. Anders als bei der gewöhnlichen Schluckultraschall-Untersuchung befindet sich der Patient beim Herzohr-Verschluss nicht in Seiten-, sondern in Rückenlage, was für einen wachen Patienten sehr unangenehm sein kann. „Die Vollnarkose hat für den Operateur den weiteren Vorteil, dass sich der Patient während des Eingriffs nicht plötzlich bewegt“, sagt der Mediziner. Über die rechte Leiste wird der Katheter eingeführt und durch die Vorhofscheidewand bis in den linken Vorhof vorgeschoben. Dann wird das Vorhof-Ohr sondiert und mit Marker-Katheter und Röntgenaufnahmen vermessen. Anschließend wird ein LAA-Occluder in der richtigen Größe ausgewählt und positioniert. „Das können Sie sich vorstellen wie einen Waschbecken-Stöpsel“, veranschaulicht Dr. Degen die Methode. Nach dem Entfalten prüft der Operateur durch Zug abschließend den korrekten und festen Sitz des Occluders. Sobald der Katheter entfernt ist, wird der Patient lediglich mit einem Druckverband in der Leiste versorgt.
Führt der Verschluss des Vorhof-Ohrs zu einer Verschlechterung der Herzfunktion? „Nein“, beruhigt der Kardiologie, „das Vorhof-Ohr ist ein ähnlich verzichtbares Relikt aus der menschlichen Entwicklung wie der Blinddarm. Es geht also keine Funktion verloren.“
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