„Wie so oft nach den Wahlen trifft es die Pendlerpauschale. Abschaffen, tönt es wie schon 2013 aus dem Umweltbundesamt. Das ist eine Ohrfeige fürs Land“, empört sich Anne-Kathrin Meister. Angesichts des löchrigen öffentlichen Nahverkehrs hält die stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) den weitestgehenden Verzicht auf eigene Transportmittel in den ländlichen Räumen vorerst für unmöglich.

Dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) auf dem Land das Pendeln zu Arbeits- und Ausbildungsplatz schwer macht, ist nicht neu. Das weiß, wer sich die Mühe macht und die Fahrplanaushänge in den Dörfern beachtet. Die Bahn-Tochter ioki hat sich das in ihrer Mobilitätsanalyse einmal genauer angesehen und den ÖPNV auf dem Land in der Breite betrachtet. Das Ergebnis überrascht den BDL nicht: 99 Prozent der Dorfbevölkerung haben keinen echten Zugang zum öffentlichen Personennahverkehr.

„Auch wenn Home Office eine echte Option ist und die Idee von Coworking Spaces in den Dörfern langsam Fuß fasst, müssen viele Menschen weiter pendeln: über die innerdeutsche Grenze, in Ballungsgebiete, zu ihren Arbeitsplätzen“, zählt Anne-Kathrin Meister auf. Solange die ländlichen Regionen nur punktuell an Ballungszentren angebunden und die Forderung des BDL nach einem intelligenten und verkehrsträgerübergreifenden öffentlichen Nahverkehrsnetz nicht erfüllt ist, müsse die Pendlerpauschale bleiben, heißt es im größten Jugendverband im ländlichen Raum.

Eine Streichung der die Einkommenssteuer mindernden Entfernungspauschale für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz sei mit dem BDL vorerst nicht zu machen, sagt die junge Frau. Sie befürchtet, dass die Abschaffung dieser Maßnahme, die Arbeitnehmende in den ländlichen Räumen finanziell unterstützt, die Entvölkerung ländlicher Räume zusätzlich begünstigt.

Schon jetzt sei ein Mehr an Unterstützung beim Erhalt der Infrastruktur und der Lebendigkeit der Gemeinden unumgänglich. Mobilitätkonzepte, die regelmäßige und zuverlässige Verbindungen zwischen Stadt und Land stärken, erleichtern es nicht nur jungen Menschen, in ihrer Heimat zu bleiben. „Eine zusätzliche Behinderung der Mobilität ist das Letzte, was wir in den ländlichen Räumen brauchen. Wer solche Vorschläge macht, sollte mal mit uns tauschen und versuchen, ohne Auto und städtisches Nahverkehrsnetz zum Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu kommen“, sagt die stellvertretende BDL-Bundesvorsitzende.

Für sie steht fest: Der ÖPNV muss deutlich besser werden, die schnelle Internet- und Mobilfunkanbindung muss flächendeckend Home Office erlauben und Coworking Spaces in den Dörfern die Regel sein. „Dann lässt sich über die Abschaffung der Pendlerpauschale reden. Jede Verbesserung kommt ja auch den Ehrenamtlichen und den Vereinen, den Schulen und anderen infrastrukturellen Einrichtungen zu Gute“, so Anne-Kathrin Meister.     

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