Die diesjährige Lichtwark-Preisträgerin Etel Adnan ist gestern (14.11.) im Alter von 96 Jahren in Paris verstorben. Die aus dem Libanon stammende Künstlerin sollte diesen Donnerstag mit dem Lichtwark-Preis ausgezeichnet werden. Der Lichtwark-Preis wird alle vier Jahre von Senat und Bürgerschaft verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Nachricht von ihrem Tod erfüllt uns mit tiefer Trauer. Die Preisverleihung wird nun in ehrendem Gedenken an die außergewöhnliche Künstlerin stattfinden. Sie wird für ihr vielseitiges Lebenswerk geehrt. Ausgezeichnet werden zudem Karo Akpokiere (*1981) aus Nigeria und Julia Phillips (*1985) aus Hamburg, die sich den mit 5.000 Euro dotierten Lichtwark-Förderpreis teilen.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit Etel Adnan ist eine der wichtigsten künstlerischen Stimmen der Welt verstummt. Ihre Sprache war vielstimmig und schillernd – als Malerin und Schriftstellerin. Sie kleidete Erfahrungen in Worte und Farbe. Unverstellt und drastisch, poetisch und pazifistisch. Als Weltbürgerin hat sie die Welt in ihrer Schönheit und Tragik ergründet, sie nahbar gemacht und mittels ihrer Kunst von ihr erzählt. Ihre starke Stimme lebt in ihrem unermesslichen Werk weiter. Die Auseinandersetzung mit ihrem Schaffen stellt auch für die Kultur in unserer Stadt eine große Bereicherung dar. Wir sind unendlich dankbar für die Intensität und Tiefe ihrer Werke und wollen der Künstlerin bei der Lichtwark-Preisverleihung gemeinsam gedenken.

Zugleich sind wir dankbar, dass wir mit Karo Akpokiere und Julia Phillips einen Künstler und eine Künstlerin mit dem Lichtwark-Förderpreis auszeichnen dürfen, die die vielfältige Kraft der Kunst ausschöpfen, um unserer Gesellschaft einen tiefgründigen Spiegel vorzuhalten.“

Die Veranstaltung findet unter 2 G Bedingungen statt am:
Donnerstag, 18. November 2021, 19.00 Uhr
Hamburger Kunsthalle, Werner-Otto-Saal

Vertreterinnen und Vertreter der Medien melden sich bitte an unter pressestelle@bkm.hamburg.de
Eine vorherige Anmeldung ist zwingend notwendig.
Zudem wird die Veranstaltung unter https://youtu.be/pKXjCZE4t6k live gestreamt.

Die 1925 im Libanon geborene Etel Adnan wuchs als Tochter einer Griechin und eines Syrers mit griechischer und türkischer Muttersprache in einer arabisch sprechenden Umwelt auf. Sie lebte und arbeitete später in Frankreich und den USA und bis zu ihrem Lebensende mit ihrer Lebensgefährtin in Paris. Sie war bereits als Journalistin und Schriftstellerin international bekannt, als sie Ender der 1970er Jahre zu malen und zu zeichnen begann. Ihre Schriften sind sowohl Spiegel als auch Reflexion ihrer eigenen wie der allgemeinen Realität. Politisch aufgeladen und mit kritischem Bewusstsein beschreiben sie die weltlichen Zustände und ihre Zusammenhänge. Etel Adnans literarische Werke sind eine starke Stimme des Feminismus und der Friedensbewegung. Die deutsche Übersetzung ihres literarischen Werks wird von der Edition Nautilus in Hamburg und dem Suhrkamp Verlag verlegt. Auf den ersten Blick scheint ihre Malerei das programmatische Gegenteil ihrer Literatur zu sein: Die klaren Kompositionen vermitteln einen Eindruck einfacher Schönheit und die Absenz jeglicher formalistischen Theorien. Wie eine Art visuelle Gedichte vermitteln sie ungefiltert die Freude der Künstlerin über das Leben und die Welt. Aber die Malerei von Etel Adnan ist mehr als das, und im humanistischen Sinne sogar politisch: Für die Künstlerin stehen ihre Bilder, welche Glück, Einfachheit und ein Gefühl für die Natur implizieren, für mehr als ästhetische Schönheit. Etel Adnan war immer überzeugt, dass die politische Dimension der Kunst in ihrer Kraft liegt, sich zu behaupten. Sie hat in zahlreichen Galerien und Museen in Paris, San Francisco, New York, Zürich und Bern ausgestellt. 2012 erhielt sie eine eigene Retrospektive auf der Documenta13.. Derzeit zeigt das Salomon R. Guggenheim Museum in New York eine Werkschau unter dem Titel: Etel Adnan: „Das neue Maß des Lichts“ („Light’s New Measure“).

Die Sfeir-Semler Gallery in Hamburg widmete ihr 2013 ebenfalls eine große Werkschau. Aus Anlass der Preisverleihung ist dort noch bis zum 22.1.22. eine Ausstellung mit neueren Arbeiten Etel Adnans zu sehen.

Lichtwark-Förderpreis

Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis soll dem Beschluss der Jury zufolge geteilt und zu gleichen Teilen an Karo Akpokiere aus Nigeria und Julia Philipps aus Hamburg vergeben werden. Beide studierten an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und setzen sich in ihren Werken auf sehr unterschiedliche Weise mit den Folgen des europäischen Kolonialismus auseinander.

Karo Akpokiere (*1981) ist Künstler und Designer und lebt zwischen Hamburg und Lagos. In seinen Arbeiten verbindet er Alltagserfahrungen und -beobachtungen mit Populärkultur. Sein Werk bewegt sich zwischen bildender Kunst, Grafikdesign und Zeichnung. Nach seinem Studium der Kunst und des Grafikdesigns am Yaba College of Technology in Lagos, Nigeria, von Anfang bis Mitte der 2000er Jahre, arbeitete Akpokiere zunächst als Designer in der Werbung und im Marketing. Nach einem Aufenthalt in Berlin besuchte er von Oktober 2017 bis September 2020 die Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Akpokieres Arbeiten wurden in Gruppenausstellungen gezeigt, darunter IV Biennale von Montevideo (2019), „Political Affairs: Language is not Innocent“, Kunstverein Hamburg (2019) und The 20th Contemporary Art Festival Sesc_Videobrasil, Sao Paulo (2017). Für die Ausstellung „Hey Hamburg, kennt ihr Duala Manga Bell?“ am Museum am Rothenbaum schuf er jüngst das lebensgroße, mehrere Wände bespielende zeichnerische Werk „Die Vergangenheit ist ein Weg“ (2020), das von der deutschen Kolonialgeschichte in Kamerun handelt.

Julia Phillips (*1985 in Hamburg) ist Bildhauerin und studierte von 2006 bis 2012 an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Nach ihrem Masterstudium an der Columbia University, School of the Arts in New York (2013-2015) nahm sie am Whitney Museum Independent Study Program teil (2015-2016). 2018 hatte sie mit Failure Detection eine Einzelausstellung am MoMA PS1, ebenfalls 2018 war sie zur Berlin Biennale eingeladen. Die Deutsch-Amerikanerin lebt in Berlin und Chicago, wo sie im Rahmen einer zweijährigen Fellowship an der Fakultät des Department of Visual Arts (DoVA) der University of Chicago lehrt und arbeitet. 2020 wurde sie mit dem Karl Schmidt-Rottluff Stipendium ausgezeichnet. Als Bildhauerin befasst sie sich mit Bezügen und Beziehungen. Ihre Kunst bewegt sich im Rahmen der Verschränkung von Schwarzer feministischer, postkolonialer und psychoanalytischer Denkstrukturen.

Zur Jury gehörten Prof. Tulga Beyerle, Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe, Elena Conradi, Galeristin, Galerie Conradi, Prof. Martin Köttering, Präsident der Hochschule für bildende Künste, Prof. Dr. Alexander Klar, Direktor der Hamburger Kunsthalle, Prof. Dr. Dirk Luckow, Intendant der Deichtorhallen Hamburg, Prof. Dr. Barbara Plankensteiner, Direktorin des Museums am Rothenbaum sowie Prof. Dr. Bettina Steinbrügge, Direktorin des Kunstvereins Hamburg.

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