Anlässlich des Weltfischereitages am Sonntag, den 21. November, macht der WWF Deutschland auf das Zusammenspiel von Überfischung und Klimakrise aufmerksam. Weltweit sind über ein Drittel der Fischbestände überfischt, weitere 60 Prozent sind am Limit. Steigende Wassertemperaturen erschweren den Fischen zusätzlich das Leben, mit spürbaren Effekten in der Fischerei. Die Auswirkungen machen sich auch in Deutschland bemerkbar. „Für den Erhalt gesunder Fischbestände und der Artenvielfalt im Meer sind zwei Ziele untrennbar: Überfischung stoppen und die Klimaziele einhalten“, unterstreicht Philipp Kanstinger, Fischereiexperte des WWF Deutschland.

Steigende Treibhausgasemissionen und die globale Erderhitzung lassen die Ozeane immer wärmer werden, wichtige Ökosysteme wie Korallenriffe drohen zu verschwinden. „Fische können sich an diese Umgebung schlecht anpassen. Der Fortpflanzungserfolg bleibt aus oder sie wandern in kühlere Gebiete ab. Ein überfischter Bestand hat so noch schlechtere Karten, sich zu erholen. Das sieht man beispielsweise an den Dorsch- und Heringsbeständen in der deutschen Ostsee. Hier starben teilweise ganze Jahrgänge ab und viele Ostseefischereien steht vor dem Aus,“ erklärt Philipp Kanstinger. „Ein gesunder Bestand, der nicht jahrzehntelang überfischt wurde, hätte mehr Reserven, um sich anzupassen.“

Gesunde Fischbestände sind essenziell für ein funktionierendes Ökosystem und die Ernährungssicherheit vor allem von Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Fisch ist für drei Milliarden Menschen eine der wichtigsten Quellen für tierische Proteine. Aber auch in sozialer und kultureller Hinsicht ist die Fischerei ein wertvolles Gut. „Wir Menschen können nur überleben, wenn wir die Meere am Leben halten. Sie sind systemrelevant. Kurzfristiges Gewinnstreben bricht uns und der Umwelt das Genick. Die Ostsee ist ein trauriges Beispiel dafür, wie Erwärmung des Wassers, Überdüngung und jahrzehntelange Überfischung zu einem Kollaps des gesamten Systems führen. Die Lösungen sind bekannt, aber der politische Wille reicht für die langfristige Umsetzung immer noch nicht aus“, so Philipp Kanstinger.

Der WWF fordert die Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) auf, beim kommenden Ministertreffen Anfang Dezember endlich ein Abkommen zur Beendigung schädlicher Fischereisubventionen zu beschließen. Sie sind ein zentraler Treiber der weltweiten Überfischung. Zudem sollen weltweit 30 Prozent der Meeresfläche bis 2030 als Schutzgebiete ausgewiesen sein, in denen die Fischerei eingeschränkt ist. Fanggeräte müssen umweltschonender und klimafreundlicher werden. Global betrachtet setzen Fischereien mit Grundschleppnetzen ebenso viel CO2 frei wie der weltweite Flugverkehr. Gleichzeitig muss die EU mit der laufenden Reform ihrer Fischerei-Kontrollverordnung dafür sorgen, dass die rechtsfreien Räume auf Europas Meeren verschwinden und die Fischereiaktivitäten der EU-Flotte besser kontrolliert werden, um illegale, unregulierte und undokumentierte (IUU) Fischerei auch in der EU endlich wirksam unterbinden zu können.

Ohne effektiven Klimaschutz haben allerdings alle diese Maßnahmen nur einen begrenzten Effekt. Die Weltgemeinschaft muss daher alles tun, um auf den Pfad von 1,5 Grad zu kommen. Deutschland hat hier eine wichtige Signalwirkung, deshalb muss sich diese Verantwortung deutlich im Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung wiederfinden.

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