Bei Fluchttüren, die im Fall einer Notsituation als Rettungsweg fungieren, wird zwischen Notausgangs- und Panik-Türen unterschieden. Wo welche Tür zum Einsatz kommt, ist abhängig von der Wahrscheinlichkeit, mit der eine Panik ausbrechen kann, und ist in verschiedenen Normen geregelt. Warum es hier nicht genügt, Sicherheitsgläser nach DIN EN 356 einzusetzen und welche Anforderungen die Türen erfüllen müssen, erläutert Christoph Baier, Verkaufsleiter Vetrotech Deutschland.

Eine Notfallsituation tritt nach EN DIN 179 und 1125 ein, wenn für eine Person oder für eine Personengruppe eine lebensbedrohliche Situation entsteht, das Entstehen einer Panik jedoch eher unwahrscheinlich ist, weil die NutzerInnen oder BewohnerInnen zum Beispiel im Brandfall mit den Fluchtwegen vertraut sind und so kontrolliert der Gefahr entkommen können. Dies trifft beispielsweise auf Wohngebäude zu. Türen, die in öffentlichen Gebäuden wie Versammlungsräumen, Theatern, Kinos, Diskotheken oder Ähnlichem innerhalb von Flucht- und Rettungswegen verbaut sind, werden dagegen in der Regel als Anti-Panik-Türen ausgeführt. Denn hier geht der Gesetzgeber davon aus, dass die Flüchtenden im Brandfall nicht mit den Fluchtwegen vertraut sind. Die Folge: Wenn aufgrund einer lebensbedrohlichen Situation wie einem Brand viele Menschen oder Menschenmassen aus einem Gebäude fliehen müssen, kann Panik entstehen. Die Entscheidung, wo sinnvollerweise ein Panikverschluss mit Stangengriff anzubringen ist, liegt beim Architekten/Planer, ggf. in Abstimmung mit dem Verfasser des Brandschutznachweises oder der zuständigen Baubehörde.

Normen, Verordnungen, Richtlinien, Hinweise

Sowohl Notfall- als auch Panik-Türen sind per Norm Türen, was bedeutet: In Fluchtrichtung verhalten sich die Türen wie eine unversperrte Tür, in Eingangsrichtung können sie normal geöffnet und geschlossen werden. Die Europäische Norm EN 1627 definiert die einbruchhemmenden Eigenschaften von Türen und Fenstern im Allgemeinen. Allerdings: Diese Norm beschreibt zwar den Angriff auf die Konstruktion und die zugehörigen Bauteile, jedoch nicht den direkten Angriff auf das Glas. Die Folgenormen 1628-statische Belastung, 1629-dynamische Belastung und 1630-manuelle Prüfung ergänzen diesbezüglich die EN 1627.

Einsatz von Polycarbonat im Verbund mit Glas

Anti-Panik-Türen in öffentlichen Gebäuden sind sehr oft mit Panikbeschlägen nach der Norm EN 1125 ausgestattet – also mit einer durchgehend verbauten horizontalen Betätigungsstange oder mit einem Panikschloss. In Paniksituationen gewährleistet diese Konstruktion flüchtenden Personen das Öffnen der Tür in Fluchtrichtung, unabhängig davon, ob das Türschloss verriegelt wurde oder nicht. Und hier verbirgt sich eine konstruktive Schwachstelle bei der Absicherung eines Gebäudes: Um das Gebäude entsprechend sichern zu können, sollte für Panik-Türen mit Lichtausschnitt eine Glasfüllung mit einbruchhemmenden Eigenschaften gewählt werden. Bei Anti-Panik-Türen genügt es allerdings nicht, Sicherheitsgläser nach DIN EN 356 einzusetzen, denn es ist möglich, in kurzer Zeit eine kleine Öffnung in das Glas zu schlagen, um mit einem Werkzeug oder der Hand durchzugreifen und die Stange oder den Drücker auf der Innenseite der Tür zu betätigen. Das Ergebnis: Die Tür lässt sich in kurzer Zeit öffnen und die Widerstandsklasse ist nicht erreicht. Daher hat es sich bewährt, in Anti-Panik-Türen Sicherheitsgläser aus Glas und Polycarbonat einzusetzen. Auch die EN 1627 empfiehlt hierfür den Einsatz von Polycarbonat im Verbund mit Glas. Herkömmliche Verbundgläser, die die gleiche Widerstandsklasse bei einem direkten Glasangriff nach EN 1627 erreichen könnten, wären im Aufbau einfach viel zu dick und daher in der Konstruktion einer Tür nicht einsetzbar. Vetrotech Saint-Gobain bietet dazu mit der POLYGARD ATTACK-Serie geprüfte Produkte für die Widerstandsklassen RC2 bis RC4. POLYGARD ATTACK AP 8 zum Beispiel erfüllt den Glasangriff in der Widerstandsklasse RC2 Antipanik.

Fazit

Nur Produkte mit Polycarbonat erreichen genügend durchbruchhemmenden Widerstand bei Türen mit Anti-Panik-Funktion und sollten daher immer die erste Wahl sein für Anti-Panik-Türen nach der Norm EN 1627.

Über Saint-gobain

Saint-Gobain entwickelt, produziert und vertreibt Werkstoffe und Lösungen, die für das Wohlbefinden eines jeden und die Zukunft aller gedacht sind. Diese Werkstoffe kommen überall in unserer Umgebung und in unserem täglichen Leben vor: in Gebäuden, Transportmitteln, Infrastrukturen sowie in zahlreichen industriellen Anwendungen. Sie sorgen für Komfort, Leistung und Sicherheit und erfüllen gleichzeitig die Anforderungen des nachhaltigen Bauens, des effizienten Umgangs mit Ressourcen und des Klimawandels. Saint-Gobain ist in 68 Ländern aktiv und beschäftigt über 171.000 Mitarbeiter. Im Jahr 2019 wurde ein Umsatz von 42,6 Mrd. Euro erzielt. Weitere Informationen über Saint-Gobain finden Sie unter www.saint-gobain.com oder @saintgobain.

Über die Vetrotech Saint-Gobain International AG

Vetrotech Saint-Gobain International AG gehört zu Saint-Gobain Gruppe. Vetrotech spezialisiert sich auf die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Hochleistungs-Sicherheitsglas für den Gebäudesektor und für die Schifffahrt. Der Fokus liegt auf dem Angebot multifunktionaler Sicherheit-, Komfort- und Designfeature für die sichere und nahtlose Gebäudeintegration. Dank einer breiten Palette feuerhemmender, schlagfester, angriffsfester, kugelsicherer, sprengwirkungshemmender, druck- und selbst Hurrikane-sicherer Hochsicherheitsgläser sind wir in der Lage, innovative Lösungen selbst für die anspruchsvollsten Anwendungen anbieten zu können. Mit sieben Produktionsstandorten auf drei Kontinenten und weltweit rund 1.000 Mitarbeitern stellt Vetrotech sicher, dass über seine über den gesamten Globus verteilten regionalen Vertriebsbüros Kunden in über 60 Ländern verlässlich beliefert werden. Mehr Informationen über Vetrotech finden Sie auf www.vetrotech.com.

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