Vor 60 Jahren, am 6. Dezember 1961, ist der britische Frachter „Ondo“ im Sturm in der Elbmündung gestrandet. Zwei Matrosen und ein Lotse kamen durch Kentern ihres Bootes unmittelbar vor der Strandung ums Leben. Die Besatzung des Frachters wurde in den darauffolgenden Tagen von den Seenotrettern der Station Cuxhaven der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gerettet. Anhaltende Stürme behinderten die Rettungs- und Bergungsarbeiten der darauffolgenden Wochen. Am 20. Januar 1962 strandete ganz in der Nähe erneut ein Frachter und musste aufgegeben werden. Doch weiter kämpften Männer um die „Ondo“ und ihre wertvolle Ladung. Sie verbrachten auch den Orkan vom 16./17. Februar 1962 im Wrack – die Nacht, in der 340 Menschen an der deutschen Nordseeküste ums Leben kamen.

Auf dem Weg von Nigeria nach Riga (Lettland) strandete am frühen Morgen des 6. Dezember 1961 der mehr als 130 Meter lange britische Frachter „Ondo“ auf dem Großen Vogelsand. Der Kapitän hatte die Maschinen abstellen lassen, als direkt an der „Ondo“ im schweren Sturm das Lotsenversetzboot vor dem Übersetzen des Lotsen kenterte, um die drei Männer im Wasser nicht zu gefährden. Die „Ondo“ wurde vertrieben und strandete.
Trotz der sofort eingeleiteten Rettungsaktion, an der seinerzeit sowohl der Seenotrettungskreuzer RUHR-STAHL, der damals in Cuxhaven stationiert war, wie auch das Motorrettungsboot RICKMER BOCK aus Friedrichskoog beteiligt waren, konnten die Seenotretter in der aufgewühlten See nur noch das gekenterte Boot finden. Die drei Männer, Seelotse Ulrich Engbruch sowie die Matrosen Martin Szakny und Henry Jetzi, kamen ums Leben.
In den darauffolgenden Tagen wurde mit zahlreichen Schleppern immer wieder versucht, den mit Kakao beladenen Frachter freizuschleppen. Vormann Rolf Hoffmann und seine Crew des Seenotrettungskreuzers RUHR-STAHL verbrachten mehrere Nächte im Sturm auf Standby am Havaristen, brachten Inspektoren und Berger auf die „Ondo“ und einen Verletzten an Land. Die „Ondo“ lag mitten in der schweren Brandung. An ruhigeren Tagen wurden Teile der Ladung gelöscht. Gegen Abend des dritten Tages erlitt die „Ondo“ Wassereinbruch. Der Rumpf hielt dem Mahlsand nicht mehr stand. Am 11. Dezember herrschte wieder Sturm. Die RUHR-STAHL holte die letzten 23 Mann mit dem Kapitän nachmittags von Bord. Weitere 42 Mann hatten sie bereits vorher vom Havaristen geholt.

Die „Ondo“ war unrettbar verloren, auch wenn das Wrack dem Mahlsand erstaunlich lange standhielt. Das Wetter beruhigte sich jedoch immer noch nicht.
Am 20. Januar 1962, nur eineinhalb Monate später, strandete der italienische Frachter „Fides“ bei Südwest 7 mit 32 Mann Besatzung unweit der „Ondo“. Nach nur sechs Stunden brach der 148 Meter lange, mit Erz beladene Frachter vor der Brücke auseinander. Wieder war es die RUHR-STAHL, die die Besatzung unter eigener Lebensgefahr rettete.
Drei Wochen später, am 12. Februar 1962, wurde die gesamte Nordseeküste von einer schweren Sturmflut heimgesucht. Der Nordweststurm der darauffolgenden Tage drückte das Wasser weiter in die Deutsche Bucht. In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar kam es dann zur Katastrophe. Ein Orkan traf auf die deutsche Küste. Die Wasserstände stiegen überall auf Rekordhöhen, Deiche hielten nicht mehr stand und brachen in Niedersachsen, in Hamburg und in Schleswig-Holstein. Bei der dramatischen Sturmflut kamen im Orkan 340 Menschen ums Leben, allein 315 in Hamburg.
Auf der „Ondo“ harrten in diesem Orkan fünf Mann aus, die mit Abwrackarbeiten beschäftigt gewesen waren. Der Frachter bekam in dieser Nacht fast 60 Grad Schlagseite, die fünf Männer an Bord sendeten Mayday-Rufe. Dem Seenotrettungskreuzer RUHR-STAHL gelang es nicht, Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Erst bei einem weiteren Versuch holten die Seenotretter die Männer einzeln vom Wrack aus der Brandung.
Die Besatzung der RUHR-STAHL wurde für diese Rettungstat später mehrfach ausgezeichnet.
Die Katastrophen-Sturmflut in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 führte in den darauffolgenden Jahren zu umfangreichen Verbesserungen der Küstenschutzmaßnahmen an der gesamten Nordseeküste.
Die „Ondo“ und auch die „Fides“ konnten aus ihrem nassen Grab nie befreit werden. Noch heute liegen ihre Überreste in den Mahlsänden der Elbmündung.

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