„Jugendverbände dürfen nicht bequem für Erwachsenenverbände sein: Sie müssen stören, kontrovers auftreten und in Widerspruch gehen können.“ Das ist eine der 18 Thesen im ersten Teil der Junglandwirt:innen-Studie. Heute hat der Bund der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) seine neueste Publikation vorgestellt. Dabei ging BDL-Vize Schmidt auch auf die zitierte These ein: „Wenn wir als Jugend uns nicht trauen, den Finger in die Wunde zu legen, dann traut sich niemand. Die Ergebnisse unseres ersten Teils, der sich mit der «Zukunft der Interessenvertretung» beschäftigt, sprechen da eine deutliche Sprache.“

Säuberlich hat der BDL auf 28 Seiten Daten- und Interpretationsteil getrennt. Nach Erhebung der Daten in diesem und vergangenen Jahr gibt die Studie anschaulich darüber Auskunft, wie zufrieden Junglandwirt:innen mit ausgewählten agrarnahen Verbänden sind und zeigen zugleich auf, was die Bedürfnisse und Interessen der jungen Generation sind und wie sie diesen besser gerecht werden können. Dabei geht es um die Bekanntheit und das Wissen der Verbände, über die Informationsquellen der Nachwuchsgeneration, die aus ihrer Sicht wichtigen Verbandseigenschaften sowie ihren idealen Interessensverband.

„Wir haben unsere Schlussfolgerungen aus den wissenschaftlichen Daten gezogen. Manchen mögen unsere Thesen aufstoßen. Aber sie waren und sind nicht dazu gedacht, Verbände an den Pranger zu stellen oder gegeneinander auszuspielen. Sie beruhen auf der Empirie und uns ging es einzig und allein darum, eine faktenbasierte und kritische Auseinandersetzung miteinander und im eigenen Verband voranzubringen“, so der stellv. BDL-Bundesvorsitzende zu den Hintergründen der Studie.

„Nur Veränderungsbereitschaft ist ein Schlüsselfaktor, um Verbände zukunftsfähig und das heißt, für die junge Generation attraktiv zu machen. Wir können ganz klar festhalten, dass Verbände es selbst in der Hand haben und es in ihrer Verantwortung liegt, ob sie genug Nachwuchs haben“, verweist Schmidt auf eine der Erkenntnisse aus der Studie.

Der erste Teil, der sich explizit mit der „Zukunft der Interessenvertretung“ beschäftigt, weist nach, dass junge Mitglieder aktiv beteiligt werden wollen. Dies zeigt sich u.a. dadurch, dass die befragten Junglandwirte und Junglandwirtinnen durch die Verbände nicht nur politisch und öffentlich vertreten werden wollen, sondern das auch konkret erfahrbar sein soll. Zugleich fordern sie Unterstützung bei der Kommunikation ein. Sie wollen von ihnen mehr Handwerkszeug, um selbst kommunizieren zu können, und weniger, dass für sie kommuniziert wird.

„Die Daten zeigen das sehr komplexe Feld der Interessenvertretung. Es gibt keine Patentlösung für den idealen agrarischen Verband, aber viele «Stellschrauben»: Verbände sollen die Bedürfnisse ihrer Mitglieder kennen, sie in den gesellschaft­lichen und politischen Kontext übersetzen und wirksam nach außen tragen“, nennt Stefan Schmidt eine.

In der Studie sind sehr viele mehr benannt. Die klaren Vorstellungen und Priorisierungen der Junglandwirt:innen gleichen fast einer Checkliste für die Zukunft der Interessenvertretung. „Die Daten und unsere Interpretation stellen wir gern zur Verfügung, denn es geht um die Zukunft. Doch letztlich muss jeder Verband für sich entscheiden, wie er damit umgeht und was er daraus macht. Wir sind dabei gerne behilflich, wichtig ist, dass eine kritische und konstruktive Debatte ins Rollen kommt“, lädt der BDL-Vize zum Lesen und Diskutieren ein.

Ab sofort steht Teil 1 der Junglandwirt:innen-Studie auf www.landjugend.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Publikationen/2021_Junglandwirt-innen_Studie_final.pdf zum Download bereit. Der BDL hat diese in Kooperation mit dem erfahrenen Marktforschungsunternehmen Produkt+Markt und mit Förderung der Landwirtschaftlichen Rentenbank auf den Weg gebracht.

Bund der Deutschen Landjugend (2021): Junglandwirt:innen-Studie, Teil 1, Zukunft der Interessenvertretung, Berlin,  1. Auflage, ISBN: 978-3-9823903-0-7

Projekt Junglandwirt:innen
Gegründet, um jungen Landwirtinnen und Landwirten eine Plattform zu bieten, ist das Projekt von BDL und DBV ein Dauerbrenner. Denn es geht um den Austausch von Meinungen und Erfahrungen, um neue Kontakte zu Gleichgesinnten und Impulse für die Arbeitskreisarbeit vor Ort – kurz: Es will die Vernetzung im jungen Berufsstand stärken. Das Projekt Junglandwirt:innen wird von der Landwirtschaftlichen Rentenbank unterstützt.

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