Das Notenmaterial für die CD-Einspielung hat sich der bald 83jährige Götz auf Grundlage einer handschriftlichen Orgel-Tabulator der italienischen Nationalbibliothek Turin selbst erarbeitet. Als älteste Quelle des den Variationen zu Grunde liegenden Liedes konnte eine um 1560 entstandene Handschrift in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden identifiziert werden. Vermutlich sind die Variationen eben dort entstanden: Seine vier letzten Lebensjahre wirkte Hans Leo Haßler als Kammerorganist in Dresden. Sein „Spaziergang“ enthält 31 Variationen, so wie die 1741 veröffentlichten Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach in ein Thema und 30 Variationen gegliedert sind. Bach stellt seinen Zyklus auf einen Ostinato-Bass, so wie auch der Haßler’sche „Spaziergang“. Johann Sebastian Bach (1685 – 1750), der in brieflichem Austausch mit dem Irseer Musik-Prior Meinrad Spieß (1683 – 1761) stand, war später in Dresden königlich-polnischer und kürfürstlich-sächsischer Hofkomponist. Hat er die Haßler’sche Komposition gekannt oder gar zum Vorbild genommen?
Jedenfalls hat sich in der Irseer Orgeltabulatur von 1590 Haßlers „Laudate Dominum in Sanctis eius“ zu acht Stimmen (und damit für zwei Tasteninstrumente) erhalten – ein weiterer Grund, mit Hans Leo Haßler einen „Spaziergang“ durch die Kloster- und Gartenanlage des Schwäbischen Bildungszentrums Irsee zu unternehmen.
Hintergrund:
Der 1564 Nürnberg geborene Komponist Hans Leo Haßler war zwischen 1586 und 1600 als Organist an St. Moritz und als Kammerorganist des Grafen Octavianus Secundus Fugger von Kirchberg und Weissenhorn tätig. In Augsburg stieg Haßler zu einem der angesehensten Komponisten seiner Zeit auf. 1590 erscheint seine erste Lied-Sammlung mit dem „privilegio Imperialis“ von Kaiser Rudolf II, der den urheberrechtlichen Schutz des Erstdrucks zusicherte. Haßler starb 1612 in Frankfurt am Main.
Roland Götz (geb. 1939 in München) gilt als Spezialist für Tastenmusik von der Gotik bis in die galante Zeit. Mit seinem 1972 gegründeten Label „studio XVII augsburg“ hat er bis heute 196 Projekte verwirklichen und 41 Tonträger veröffentlichen können, davon sieben im Schwäbischen Tagungs- und Bildungszentrum Kloster Irsee.
Der Gartensaal der neuen Küferei von Kloster Irsee bietet bis zu 200 Konferenzteilnehmern Platz. Er kann auch als Konzertsaal oder als Musikstudio genutzt werden.
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