In Angesicht eines anhaltenden schwierigen Marktumfeldes konnte die deutsche Ernährungsindustrie im Jahresverlauf 2021 die Verluste aus dem Vorjahre nur teilweise ausgleichen, die erhoffe Rückkehr auf ein Vor-Corona-Niveau blieb somit aus: Im zweiten Quartal 2021 erwirtschaftete die Branche insgesamt 45,0 Milliarden Euro, was einem Plus von 1,9 Prozent im Vorjahresvergleich entspricht. Der Umsatzanstieg wurde von einer steigenden Verkaufspreisentwicklung im In- und Ausland getragen, zusätzlich konnten die Hersteller ihren Absatz mit plus 0,3 Prozent moderat ausbauen. Das Exportgeschäft mit einem Umsatzplus von 7,2 Prozent fungierte hierbei als Wachstumsmotor, während das Inlandsgeschäft mit einem Umsatzergebnis von minus 0,8 Prozent im Vorjahresvergleich weiterhin unter seinen Möglichkeiten blieb. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung bauten die Hersteller ihre Produktion aus: Der um Saison- und Kalendereffekte bereinigte Produktionsindex stieg im zweiten Quartal 2021 um insgesamt plus 3,4 Prozent.
Die positive Entwicklung des Vorquartals setze sich im dritten Quartal 2021 nicht fort. Mit einem erwirtschafteten Umsatz von 46,9 Milliarden stieg zwar das Ergebnis im dritten Quartal 2021 um 1,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Im Gegensatz zum Vorquartal basierte das Umsatzplus jedoch ausschließlich auf steigenden Verkaufspreisen, während der Absatz um minus 2,2 Prozent fiel. Im Inland erwirtschaftete die Branche einen Umsatz von rund 30,5 Milliarden Euro, gleichbedeutend mit einem wertmäßigen Rückgang von minus 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-zeitraum. Das Exportgeschäft entwickelte sich hingegen positiv, die Branche erwirtschaftete im Ausland 16,4 Milliarden Euro und baute das Vorjahresergebnis damit um plus 4,7 Prozent aus. Ebenfalls positiv fiel die Entwicklung in der Produktion aus: Der um Saison- und Kalendereffekte bereinigte Produktionsindex stieg insgesamt um plus 4,2 Prozent.
Die wirtschaftliche Erholung im Jahresverlauf zeigte sich ebenso bei Betrachtung des Geschäftsklimas in der Ernährungsindustrie. Mit einem mittelfristigen Indexhöchststand von 108,7 Punkten im Juni 2021 reagierte die Branche auf die fortschreitende Impfkampagne und eine wirtschaftliche Erholung in Form guter Exportzahlen. Im dritten Quartal 2021 musste das Geschäftsklima moderate Einbußen hinnehmen, Grund hierfür waren pessimistischere Geschäftserwartungen in Angesicht von Materialknappheit und den damit verbundenen Produktionsbehinderungen sowie anhaltenden Preissteigerungen in den Bereichen Energie, Rohstoffe und Logistik.
Die Branche sah sich im zweiten und dritten Quartal 2021 zudem mit außergewöhnlich stark steigenden Rohstoffpreisen konfrontiert: Im zweiten Quartal 2021 stieg der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel um 35,3 Prozent und im dritten Quartal 2021 um 38,5 Prozent zum Vorjahr. Für die Lebensmittelproduzenten ist die Rohstoffbeschaffung ein zentraler Kostenfaktor in der Produktion, der Ausgleich volatiler Rohstoffpreisentwicklungen bleibt eine Herausforderung für die Unternehmen.
Der Bericht zur wirtschaftlichen Lage gibt einen Überblick über die Ertragslage und aktuelle Entwicklungen von Umsatz, Preisen, Geschäfts- und Konsumklima. Er zeigt auch, wie sich der Arbeitsmarkt im Bereich der Ernährungsindustrie entwickelt hat und gibt Auskunft über die Situation in den Teilbranchen.
Die Ernährungsindustrie ist mit 617.484 Beschäftigten in 6.166 Betrieben der viertgrößte Industriezweig Deutschlands, zuverlässig versorgt sie 83 Millionen Verbraucher mit hochwertigen und preiswerten Lebensmitteln. Mit einer Exportquote von rund 33 Prozent schätzen zudem Kunden weltweit die Qualität deutscher Produkte. Die Branche ist klein- und mittelständisch geprägt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an.
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