Das Fahrwerk gehört zu den Fahrzeugkomponenten mit den meisten Mängeln – das ergibt eine Sonderauswertung der Zahlen aus dem aktuellen TÜV-Report durch TÜV SÜD-Spezialisten. Die Gründe sind vielfältig. Sie reichen vom Bordsteinrempler über besonders hohe Laufleistungen bis hin zur Anforderung, selbst im Achsbereich Leichtbaukomponenten einzusetzen. Umsichtiges Fahren und regelmäßige Wartung wirken hier entgegen. Tipps von den TÜV SÜD-Experten.

„Komfort, Sicherheit, Kosten – das ist das Dreieck, das Fahrwerkentwickler ständig austarieren müssen. Fahrwerke sind komplexe Komponenten“, sagt René Babick aus dem Team der technischen Leitungen bei TÜV SÜD und fügt hinzu: „Ein unachtsamer Umgang, Bordsteinrempler oder mangelnde Wartung machen sich hier schnell bemerkbar.“ Dementsprechend beanstanden die Sachverständigen Mängel an den Fahrwerkskomponenten mit am häufigsten. Neben der zunehmenden Komplexität der Fahrwerke sind weitere Gründe vor allem das stetig steigende Gewicht der Fahrzeuge und die daraus resultierende Notwendigkeit, auch an den Achsen Leichtbaukomponenten einzusetzen. Babick: „Unachtsamer Umgang oder mangelnde Wartung schlägt sich schnell in einem Verlust an Performance und Sicherheit nieder. Autofahrer können vorbeugen: durch eine schonende Fahrweise und regelmäßige Wartung.“

Bordsteine: Die häufigste Ursache von Schäden an der Achse und ihren Komponenten ist der grobe Kontakt mit Bordsteinen. „Das schadet nicht nur Reifen und Felgen, sondern beispielsweise auch Kugelgelenken am Querlenker und an den Spurstangen“, sagt Babick. Weil die Reifen immer flacher geworden sind, während Bordsteine ihre Höhe behalten haben, nehmen Schäden hier weiter zu. „Mit flachen Reifen kommen die Felgen schnell mit der Bürgersteigbegrenzung in Kontakt. Die Stöße sind entsprechend härter“, so der TÜV SÜD-Experte.

Schlaglöcher: Weil sie den Auto-Pionieren regelrecht Schläge verpassten, nennen wir sie heute noch Schlaglöcher. Moderne Fahrwerke filtern einen großen Teil davon weg. Was also vor vielen Jahren auf die Knochen und Nerven ging, belastet heute die Fahrwerksteile. Die halten das zwar aus, aber auch nicht unbegrenzt. Besonders gefährdet sind Querlenker und ihre Gummibuchsen. Ob letztere allein ausgetauscht werden müssen oder der gesamte Querlenker, ist von Modell zu Modell verschieden. Was gemacht werden muss, entscheidet die Fachwerkstatt.

Geländefahrten: Allradantrieb und Sperrdifferential suggerieren bei manchen Autos besondere Geländetauglichkeit. Und tatsächlich kommt man mit diesen Modellen leichter über schlechte Wege. Babick: „Niemand sollte aber glauben, dass häufiges Fahren unter solchen Bedingungen spurlos an der Radaufhängung vorbeigeht.“ Manche Hersteller schreiben für Autos, die häufig außerhalb befestigter Straßen gefahren werden, kürzere Wartungsintervalle vor. Ist das nicht der Fall, sollte man den Wagen trotzdem auch außer der Reihe checken lassen. Das gilt vor allem, wenn Warnsignale, wie klackende Geräusche aus dem Bereich der Radaufhängung, auftreten.

Schwingungsdämpfer: Schwingungsdämpfer oder auch landläufig Stoßdämpfer genannt, sollen Stöße abmildern. Tun sie es nicht, schlagen Bodenwellen und alle Unebenheiten direkt auf die Radaufhängung durch. Weil Stoßdämpfer schleichend altern, merken es Fahrer häufig nicht. Nur der Test in einer Werkstatt sagt, ob der Austausch nötig ist. Neue entlasten nicht nur das Fahrwerk, sie bringen auch ein Plus an Sicherheit. Schon zur Hälfte verschlissene Schwingungsdämpfer beeinflussen nämlich das Handling in Notsituationen deutlich.

Koppelstangen: Unter verschlissenen Schwingungsdämpfern leiden die Koppelstangen zum Querstabilisator besonders stark. Diese meist eher filigranen Teile werden bei Wankbewegungen in Querrichtung belastet und gehören zu den Fahrwerksteilen, die als erstes kaputt gehen. Bemerkbar macht sich das durch lautes Klacken. Dann heißt es: austauschen. Die Reparatur ist in der Regel jedoch nicht besonders teuer.

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