• Konkrete Forderungen an die Kirchenleitung
  • Appell an Gremien und Gemeinden
  • Verantwortung von Kardinal Ouellet in Rom und Nuntius Eterović in Berlin

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche hält es nach allem, was aus den Kölner Gremien und Kirchengemeinden zu hören ist, für nicht vorstellbar, dass Kardinal Rainer Maria Woelki am 2. März 2022 seine Amtsgeschäfte als Kölner Erzbischof wieder aufnimmt. Die schon lange andauernde Kölner Kirchenkrise wird in ganz Deutschland mit großer Sorge verfolgt und sogar Papst Franziskus habe sie zur Chefsache gemacht, wie es heißt.

Die Causa Woelki, die auch die Weihbischöfe und Generalvikare und den jetzigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße betrifft, hat deutlich gemacht, wie tiefgreifend die Kirchenleitungskrise ist, die durch die jahrzehntelange Vertuschung sexualisierter und spiritueller Gewalt offenbar geworden ist.

Wenn überhaupt, dann wäre eine Rückkehr nur nach einer Anhörung der Gremien und einer Befragung der Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum denkbar. Denn sonst werden die Kirchenaustrittszahlen weiter ansteigen, weil die Menschen dies als einzige Möglichkeit des Protestes sehen.

Auch die Landesregierung ist anzuhören, der Woelki bei seiner Amtseinführung einen Treueeid geleistet hat; durch das erzbischöfliche Agieren im Rahmen der Missbrauchskatastrophe wurde der Treueeind gebrochen. Nicht zuletzt ist die Staatsanwaltschaft gefordert, das Verhalten Verantwortlicher in der Kölner Kirchenleitung in Bezug auf unterlassene Hilfeleistung zur Vermeidung weiterer Opfer wie jüngst im Fall des Pfarrers U. grundsätzlich zu untersuchen.

Konkrete Forderungen an die Kirchenleitung

Wir sind Kirche fordert, dass jetzt endlich das Kölner Gutachten von WSW einer breiten  Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, wie dies am 20. Januar 2022 mit dem Münchner Gutachten geschah. Um die beiden Kölner Gutachten gab es ein Kommunikationsdesaster und Verwerfungen mit dem Betroffenenbeirat, für das auch der Vatikan Kardinal Woelki tadelte.

Das Kölner Gercke-Gutachten hat für Kardinal Woelki keine juristischen Fehlleistungen festgestellt. Doch wie ist die Verantwortung von Woelki im Fall des Pfarrers U., dem Taten zwischen 2002 und 2018 vorgeworfen werden? Schließlich ist Woelki seit September 2014 Erzbischof von Köln und damit Letztverantwortlicher auch für Mängel im Umgang mit Missbrauch. Er gehört auch zum „System Meisner“, war er doch von 1990 bis 1997 dessen Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär und von Februar 2003 bis August 2011 Kölner Weihbischof.

Woelki muss auch schnellstens zur Rechenschaft über die von ihm veranlassten Auftragsvergaben für die Gutachten im Erzbistum Köln und möglicherweise weitere unrechtmäßige Mittelvergaben während seiner Amtszeit gezogen werden. Dies ist aber nicht denkbar, solange er als amtierender Erzbischof von Köln maßgeblichen Einfluss auf Aktenzugang und Ermittlung hat. Anfang Dezember 2021 war bekannt geworden, dass das Kölner Erzbistum für Gutachten zur Missbrauchs-Aufarbeitung und Kommunikationsberatung innerhalb von nur zwei Jahren rund 2,8 Millionen Euro ausgegeben hatte, dagegen in zehn Jahren nur 1,5 Millionen Euro an Betroffene gezahlt hat. Die Anordnung der Bischofskongregation im Vatikan, mit der externen Prüfung von Auftragsvergaben im Erzbistum Köln erst nach der Rückkehr des Kardinals zu beginnen, ist eine Verschleppungstaktik, die vom Kirchenvolk nicht verstanden wird. 2014 musste der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst aufgrund seines irregulären Finanzgebarens seinen Rücktritt anbieten.

Appell an Gremien und Gemeinden

An die Gremien und Gemeinden appelliert Wir sind Kirche, sich nicht länger von einer Kirchenhierarchie abhängig zu machen, sondern sich auf ihre Verantwortung als Getaufte und Gefirmte zu besinnen, eigenverantwortlich zu handeln und gegebenenfalls auch Widerstand gegen eine illegitime Amtsausübung zu leisten.

Bei der dritten Versammlung des Synodalen Wegs Anfang Februar 2022 in Frankfurt wurden konstruktive Vorschläge zur Teilhabe der Gläubigen am kirchlichen Leben beschlossen, die auch im Erzbistum Köln umzusetzen sind. Bemerkenswert war die Aussage des Apostolischen Administrators Rolf Steinhäuser bei der Synodalversammlung in Frankfurt: „Wir brauchen keine Form von aufgeklärtem oder unaufgeklärtem Absolutismus mehr.“ Notwendig seien eine andere Partizipation, eine andere Transparenz und Machtbegrenzung. Es müsse „Kontrolle und Verlässlichkeit“ geben.

Verantwortung von Kardinal Ouellet in Rom und Nuntius Eterović in Berlin

Die Multikrise im Kölner Erzbistum zeigt einmal mehr, wie realitätsblind die römischen Personalentscheidungen von Kardinal Marc Ouellet sind, der seit 2010 Präfekt der Bischofskongregation ist. Um dem Ansehen der katholischen Kirche auf der Leitungsebene der Bischöfe nicht noch weiteren Schaden zuzufügen, sollte Papst Franziskus Kardinal Marc Ouellet umgehend von seinen Aufgaben entbinden. Gleiches gilt für den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, der seinen Aufgaben auch in diesem Konflikt nicht gewachsen zu sein scheint. Zu befürchten ist allerdings, dass es Kreise im Vatikan gibt, die Kardinal Woelki auf Biegen und Brechen im Amt behalten wollen.

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