Die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (RBW) hat zum dritten Mal während der Pandemie die rheinischbergischen Unternehmen befragt. Dabei ging es auch um die Herausforderungen für das Jahr 2022.

Die wirtschaftliche Situation der Unternehmen scheint sich zu bessern. Einige Branchen sind jedoch immer noch stark betroffen. „Das ist an sich nichts Neues“, stellt Volker Suermann, Geschäftsführer der RBW fest. „Dass aber mehr als die Hälfte der Antwortenden ihre wirtschaftliche Situation als gut bis sehr gut einstufen, hat uns doch etwas überrascht.“ (Vorjahr 20 Prozent). Immerhin noch rund ein Drittel der Antwortenden stufen ihre Situation als befriedigend ein (Vorjahr 36 Prozent).

Die positiven Einschätzungen kommen vor allem aus der Baubranche und dem Handwerk, der verarbeitenden Industrie und der Finanzbranche. Auch im pharmazeutischen Bereich ist die wirtschaftliche Lage, wie zu erwarten war, gut. „Probleme gibt es immer noch in der Veranstaltungswirtschaft, der Hotellerie und Gastronomie, im Handel und im Kulturbereich. “Aus anderen Umfragen wissen wir, dass bei diesen Unternehmen auch die finanziellen Rücklagen weitestgehend aufgebraucht sind. Das macht einen Neustart noch schwieriger“, berichtet Suermann. „Diese Betriebe brauchen unbedingt eine langfristige Perspektive“.

Anfang Februar hatte die RBW rund 2.000 Adressaten aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen befragt. Den Rücklauf bewertet die RBW mit 310 Antworten als gut. „Die Befragung war anonym, wer wollte, konnte uns Kontaktdaten für individuelle Gespräche übermitteln. Das werden wir nun in mehr als 60 Fällen beantworten“, so Suermann weiter.

Wie war das Jahr 2021?

Die Umfrage warf einen kurzen Blick zurück. Die Beantragung von staatlichen Hilfen und Kurzarbeitergeld hat im Vergleich zu der Vorjahresumfrage stark an Bedeutung verloren (jeweils 14 Prozent, Vorjahr 36 und 40 Prozent). Noch immer mussten sich die Unternehmen aber mit der Anpassung ihrer Prozesse und Abläufe und der Umsetzun  von Hygienemaßnahmen beschäftigen (jeweils 50 Prozent, Vorjahr 63 und 70 Prozent). Die Pflicht, den Mitarbeitenden Testangebote zu machen, Impfaktionen in den Betrieben und die Überprüfung der 3GNachweise mussten jeweils im vergangenen Jahr umgesetzt werden. „Hinzu kam dann noch der Umgang mit unterschiedlichen Quarantäneregelungen je nach Wohnort der Mitarbeitenden und der Arbeitsschutz“, ergänzt Suermann. Seiner Ansicht nach ein extrem hoher administratorischer, teils auch finanzieller Aufwand, den die Firmen zu stemmen hatten. Bereits im vergangenen Jahr zeichneten sich die aktuell drängenden Probleme bei der Verfügbarkeit von Rohstoffen und der Organisation des Einkaufs ab. 44 Prozent der Betriebe antworteten entsprechend.

Wie wird 2022?

Und so interessierten sich die Wirtschaftsförderer insbesondere für den Ausblick auf das neue Jahr. Zwei Drittel gaben auf die Frage nach den Herausforderungen für 2022 die Fachkräftesicherung als Antwort. „Wir sind froh, dass wir Im Frühjahr 2021 die Fachkräftekampagne „Kluge Köpfe arbeiten hier“ starten konnten. So können wir zur Sichtbarkeit der Arbeitgeber in Rhein-Berg beitragen, oftmals die erste Hürde bei der Suche nach neuen Mitarbeitern.“

Rund die Hälfte der Unternehmen, die geantwortet haben, sehen in den Themen Energiekosten, Rohstoffverfügbarkeit und Lieferketten sowie bei den eigenen Preisanapassungen die größten Herausforderungen. „Die internationale Lage machte bereits zum Umfragezeitpunkt Planungen für längere Zeiträume fast unmöglich, das schlägt sich natürlich auch in den Kalkulationen nieder“, bestätigt Suermann diese Einschätzung. „Die Folgen des Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine werden zur weiteren Anspannung der wirtschaftlichen Situation beitragen.“

Unabhängig von den aktuellen Problemen der Unternehmen bewertet die RBW aber auch die anderen genannten Herausforderungen als Themen von besonderer strategischer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort: Vor allem um ihre Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit, die Digitalisierung, die Nachhaltigkeit und den Klimaschutz werden die Unternehmen sich in Zukunft weiterhin kümmern müssen. Da sie jedoch nicht so sehr das Tagesgeschäft betreffen, sind sie in der aktuellen Umfrage etwas zurückgefallen. „Dafür haben wir Verständnis. Wir sehen es jedoch gerade hier als unsere Aufgabe an, immer wieder dafür zu sensibilisieren, sich längerfristig zukunftsfähig aufzustellen“, kommentiert Suermann das Ergebnis. Kreisdirektor Dr. Erik Werdel hebt das in seiner Funktion als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der RBW hervor: „Ich freue mich, dass das Team der RBW hierzu die richtigen Angebote macht und damit immer wieder aktiv auf die Unternehmen zugeht“.

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