Anlässlich der Veranstaltung Von Tegel bis Tesla – Die Entwicklungsvorhaben in der Metropolregion Berlin-Brandenburg“, bei der Andreas Igel mitdiskutiert, nimmt der Bürgermeister von Ludwigsfelde und Vorsitzende des Dialogforums Stellung zur Entwicklung der BER-Region.

Sie versuchen, die Interessen, Sorgen und Bedürfnisse von diversen Städten, Gemeinden, Bezirken und Kreise in Einklang zu bringen bzw. zu moderieren: Wie gehen Sie dabei vor und wann würden Sie sagen, ist Ihr Ziel erreicht?

Andreas Igel: Auf der kommunalen Ebene sind Abstimmungsprozesse komplex, da viele Akteure einzubeziehen sind. Hinzu kommt, dass der Gestaltungsspielraum oft nicht alleine den Städten und Gemeinden überlassen ist, da Zuständigkeiten von unteren und mittleren Landesbehörden berücksichtigt werden müssen. Wenn dann der Gestaltungsraum auch noch, wie im Fall der KAG Dialogforum, über eine Landesgrenze hinweg geht, macht das Lösungen nicht leichter. Von daher muss es darum gehen, gemeinsame Ziele zu definieren und die nötigen Akteure einzubeziehen.

Warum braucht es grundsätzlich ein Gemeinsames Strukturkonzept (GSK)?

Igel: Der südliche engere Verflechtungsraum von Berlin und dem Umland ist eine der am stärksten wachsenden Regionen Mitteleuropas. Für diesen Fakt ist der BER nicht der Treiber, sondern ein großer Akteur unter Vielen. Die Herausforderungen die daraus entstehen, wie Wohnungsbedarf, die Schaffung der sozialen Folgeinfrastruktur (Schulen, Kitas, Sportstätten, Freizeiteinrichtungen), verkehrliche Infrastruktur (Straßen, Radwege, Bus- und Bahnverbindungen), Verknappung der Flächen für wirtschaftliche Ansiedlungen, Sicherung von Flächen im Grün- und Freiraum im gesamten Flughafenumfeld sind durch einzelnen Gemeinden nicht zu bewältigen. Es bedarf eines abgestimmten Vorgehens, um am richtigen Ort das Richtige zu tun und damit die gesamte Region qualitativ zu entwickeln. Genau das ist das Ziel des Gemeinsamen Strukturkonzeptes (GSK).

Inwieweit belasten Faktoren wie das BER-Finanzdebakel, die Coronakrise und nun auch der Ukraine-Krieg den Erfolg der Wirtschaftsregion?

Igel: Der Prozess der Urbanisierung und die Entwicklung suburbaner Räume sind ein globaler Megatrend. Das heißt, dass eine Corona-Krise und ein Ukraine-Krieg diese Entwicklung nicht behindern, sondern allenfalls zeitlich beeinflussen. Die Corona Krise hat hier in der Flughafenregion die Nachfrage nach Industrie- und Gewerbeflächen in keiner Weise beeinflusst, sie ist nach wie vor ungebremst hoch! Die Nachfrage nach Wohnbauflächen hat sich unter den Einflüssen der Corona-Krise sehr verstärkt, da gerade junge Familien ins Umland drängen. Über die Folgen des Ukraine-Krieges lässt sich derzeit nur spekulieren. Möglich ist, dass sich in Folge eine großen Flüchtlingswelle, der Bedarf nach Wohnraum weiter verschärft. Da es hier im Raum gute Arbeitsangebote gibt, würden wir damit umgehen müssen. Auch was Wirtschaftsansiedlungen betrifft ist zu beobachten, dass Unternehmen bei der Wahl ihres Standorts sichere Rahmenbedingungen wichtiger sind, als Grundstückspreise und Arbeitskosten.

Welche Formate – abgesehen von Diskussionsrunden wie am 1.3.2022 in der Urania – sehen Sie, um noch größere Teile der Bevölkerung in den Dialog einzubinden?

Igel: Themen wie das GSK sind hoch komplex und nicht mit drei Worten vermittelbar. Daher kommt es zunächst darauf an, die Bevölkerung mit Wissen, und das sind nicht Halbinformationen, zu versorgen. Dazu können auch Massenmedien eine guten Beitrag leisten. Hierauf aufbauend sind themenbezogene Austauschformate erforderlich, die sowohl in Gesprächsforen, als auch in sozialen Medien angeboten werden sollten.

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