Etwa seit der Frühen Neuzeit wurde in Universitäten gesammelt – nicht ohne Irrtümer, Abbrüche oder Missverständnisse, wohl aber mit dem Ziel, Besonderes zu bewahren. Heute finden sich in deutschen Universitäten mehr als 1.000 wissenschaftliche Sammlungen. Sie enthalten Objekte, die aus verschiedenen Gründen Eingang in die Universitäten fanden und einen enormen Zeitraum umfassen: vom Erwachen der Menschheit bis in die jüngste Zeit. In den Beständen manifestiert sich eine wechselhafte Forschungsgeschichte, die immer wieder neu geschrieben werden muss.

Seit Januar 2020 erfassten Forscherinnen und Forscher unter der Leitung von Prof. Dr. Jochen Brüning und Prof. Dr. Ulrich Raulff im Rahmen der Projekte „Eine Archäologie der Forschungsgeschichte“ (gefördert von der VolkswagenStiftung) und „Episteme und Aisthesis“ (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung) wissenschaftliche Sammlungen an deutschen Universitäten. Protokolliert wurden Entstehung und Geltung, Art und Zustand der Objekte, Benutzung und Lagerung sowie Schicksal und Geschichte der Sammlungen – soweit nicht die notwendigen Reisen von Corona untersagt wurden. Die Arbeit mündete in eine Publikation, die jetzt an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften erschienen ist: Die unsichtbare Sammlung. Die Beiträge des Bandes diskutieren den Erkenntnis- und Stellenwert der Universitätssammlungen für die derzeitige Lehr- und Forschungspraxis. Dabei wird deutlich, welche Chancen in einer weiteren Vernetzung der Sammlungen und ihrer Öffnung gegenüber der nichtakademischen Öffentlichkeit noch zu Tage treten können.

Mit beiden Projekten ist die Grundlage für eine Ausstellung gelegt, die voraussichtlich im Jahr 2023 im Gropius Bau in Berlin präsentiert werden soll. Ziel ist es, die wissenschaftlichen Sammlungen der deutschen Universitäten als ein immenses, länder- und hochschulübergreifendes Ganzes denkbar und erfahrbar zu machen. Wer sich diese große und sichtbare Sammlung vor Augen führt, erblickt einen enzyklopädischen Wissensspeicher gegenwärtiger und künftiger Forschung und ein nationales Kulturgut ersten Ranges.      

Zur Online-Fassung der Publikation „Die unsichtbare Sammlung“ gelangen Sie hier.
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