Welskop-Deffaa und Landau begrüßten die Bereitschaft vieler EU-Mitgliedsstaaten, Menschen auf der Flucht vor dem Krieg in großer Zahl aufzunehmen. Für diese Menschen ist es wichtig, sofortige und unbürokratische Hilfe zu erhalten.
Verschärfung der Ungleichheit weltweit
Die Caritasverbände sehen zugleich die Gefahr, dass in Europa und weltweit die Folgen des Krieges Armut und Ungleichheit verschärfen.
„Es müssen in allen EU-Mitgliedstaaten existenzsichernde, verlässliche, bezahlbare und allgemein zugängliche Sozial- und Gesundheitsdienstleistungen zur Verfügung stehen“, erklärte Landau, der zugleich Präsident von Caritas Europa ist. „Die Ungleichheit der Lebensverhältnisse gerade für die Ärmeren ist in Europa schon lange ein Problem, denn sie führt zu tiefen Ungerechtigkeiten. Wir kennen die prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse der osteuropäischen Wanderarbeiterinnen und -arbeiter, die mit kleinen selbstständigen Tätigkeiten am Rande des Existenzminimums nur notdürftig ihr Leben fristen, nur zu gut.“, so Landau weiter. „Wir sehen sie in unseren Caritas-Beratungsstellen in Wien ebenso wie in Berlin.“
Caritas fordert verbindlichen EU-Rahmen für Grundsicherung
Die europäischen Caritasverbände und ihr Netzwerk Caritas Europa fordern schon lange einen verbindlichen EU-Rahmen für Grundsicherungssysteme, etwa in Form einer Richtlinie.
„Aus unserer Sicht verleiht der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Fluchtbewegungen dieser Forderung eine neue Dringlichkeit“, so Welskop-Deffaa. „Wir wissen: Wer heimatlos geworden ist, ist einem hohen Armuts- und Ausgrenzungsrisiko ausgesetzt. Das dürfen wir aber nicht einfach so hinnehmen. Mobile Arbeitskräfte müssen überall in der EU
heimischen Arbeitskräften gleichgestellt werden – also Mindestlohn bekommen und vor Ausbeutung geschützt sein“, so die Caritas-Präsidentin.
Caritas-Einsatz für Menschen auf der Flucht
Landau und Welskop-Deffaa äußerten sich nach einem Treffen der Verantwortlichen der Caritasverbände aus Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Deutschen Caritasverbandes – und somit der weltweiten Caritas-Bewegung.
„Von Anfang an war der Einsatz für Menschen, die heimatlos geworden sind, Kernanliegen der Caritasarbeit“, erinnerte Welskop-Deffaa. „Nicht nur wenn Krieg herrscht, ist es ein gemeinsames Anliegen aller Caritas-Organisationen helfend denen zur Seite zu stehen, die Not und Ausgrenzung erfahren. Es ist das gemeinsame Zeugnis wider die Globalisierung der Gleichgültigkeit, dass die Caritas-Bewegung auszeichnet.“
Welskop-Deffaa würdigte die beeindruckende Welle der Hilfsbereitschaft von Caritas-Organisationen in ganz Europa in Bezug auf die Aufnahme von Menschen auf der Flucht vor den russischen Truppen.
„Die Caritas steht für Hilfeleistungen aller Art bereit,“ versicherte sie. In Abstimmung mit den Partnern vor Ort – Kommunen, Kirchengemeinden, anderen Wohlfahrtsverbänden und zivilgesellschaftliche Organisationen – werden Strukturen geschaffen, um den Menschen auf der Flucht Unterkünfte, eine Erstversorgung und Beratung anzubieten – auch mitten in der Corona-Pandemie. Zu den Angeboten gehören etwa Corona-Impfungen der ankommenden Menschen durch die Malteser oder die von der bayerischen Caritas ins Leben gerufene Hotline für Menschen aus der Ukraine.
„Enorme Solidarität“ in Österreich
Die humanitäre Caritas-Hilfe ist in vollem Gange. In der Ukraine, den Nachbarländern, in Europa, in Österreich“, berichtete Landau seinerseits.
In den vergangenen Tagen wurden erste Geflüchtete in Caritas-Quartieren in ganz Österreich aufgenommen. Zahlreiche weitere Unterkünfte sind in Vorbereitung. Eine österreichweite Hotline hilft in fremdenrechtlichen Fragen. An Bahnhöfen wurden Info-Points und Notschlafstellen eröffnet. Und in Wien wurde ein großes Ankunftszentrum eingerichtet.
„Wir spüren eine enorme Solidarität“, so der Caritas-Präsident. „Mehr als 12.000 Menschen haben sich allein in den vergangenen Tagen bei uns gemeldet und ihre Hilfe angeboten. Aber das ist kein Sprint. Das ist ein Marathon. Und diesen Marathon können wir nur gemeinsam bewältigen – im partnerschaftlichen Zusammenwirken von Bund und Ländern, als Europa, als Zivilgesellschaft. Lassen wir unsere Nachbarn aus der Ukraine nicht im Stich!“
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