Wer soll Kinder bekommen und wer nicht? Wie greifen Staat und Religion in das Recht auf den eigenen Körper ein? Und was hat das mit Rassismus und sozialer Ungleichheit zu tun? "Selbstbestimmt – für reproduktive Rechte" ist der Titel eines Buches, das hier Antworten gibt. Es erscheint im Wagenbach Verlag in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung.

Die Autorinnen Gesine Agena, Patricia Hecht und Dinah Riese beschreiben an zahlreichen Beispielen von Indien über die USA bis Argentinien, von Polen bis Deutschland die feministischen Kämpfe für Selbstbestimmung. Sie zeigen, wie bei Schwangerschaftsabbruch, Verhütung, Geburt, Reproduktionsmedizin und durch Bevölkerungspolitik politische, juristische, soziale und kulturelle Kontexte zusammenwirken. Mit intersektionaler und dekolonialer Perspektive verweisen die Autorinnen auf globale Zusammenhänge von Reproduktion und betten reproduktive Gesundheit in Fragen der sozialen Gerechtigkeit ein. "Der Zugang zu sicheren Abbrüchen ist abhängig von sozialem, kulturellem und ökonomischen Kapital", schreiben Agena, Hecht und Riese. Mangel an diesem Kapital zwingt Frauen weltweit zu Schwangerschaftsabbrüchen unter unsicheren Bedingungen, die ihre Gesundheit gefährden oder gar tödlich enden. Am meisten sind afrikanische Frauen gefährdet, aber auch mitten in Europa, wie z.B. in Polen sterben Frauen, weil "Staat und Religion ihnen das Recht am eigenen Körper verwehren."

Die Autorinnen machen das Zusammenwirken von lokalen und globalen Hierarchien auch in Bezug auf den Zugang zu Reproduktionstechnologien deutlich. Wer sich die Austragung des eigenen Wunschkindes durch eine Leihmutter leisten kann und wer ökonomisch darauf angewiesen ist, den eigenen Körper zum Austragen fremder Embryos zur Verfügung zu stellen, hängt sehr stark vom Lebensort und den Lebensverhältnissen der jeweiligen Person ab. Die Autorinnen schärfen unseren Blick für solche postkolonialen Abhängigkeiten und sensibilisieren die Lesenden für die Perspektive derjenigen, die ihre reproduktiven Rechte nicht verwirklichen können.

Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, sagt: "Für Selbstbestimmung, reproduktive Rechte und Gesundheit kämpfen Frauen und Queers – ob in Deutschland, Polen oder Argentinien. Es sind Kämpfe für die Menschenrechte. Sie haben unsere Solidarität und Unterstützung. Die reproduktiven Verhältnisse sind pro Land unterschiedlich und global tief eingebettet in kulturelle, politische und religiöse Normen. Wie diese das Selbstbestimmungsrecht, die Menschrechte unterlaufen, das zeigt dieses Buch. Gleichzeitig beschreibt ‚Selbstbestimmt – für reproduktive Rechte‘, was feministische Ideen und politische Kämpfe positiv bewegen können. Das macht Mut." Das Buch stütze und inspiriere die Arbeit der Heinrich-Böll-Stiftung und ihrer Partner*innen weltweit und in Deutschland zugunsten reproduktiver Rechte und Gerechtigkeit.

"Selbstbestimmt – für reproduktive Rechte" wird am 15. März, 19.30 Uhr, in Berlin auf einer Veranstaltung mit den Autorinnen vorgestellt.

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