Der Kreditversicherer Credendo hat das Geschäftsumfeldrisikorating für 44 Länder aktualisiert. Mit 41 Hoch- und nur drei Herabstufungen hat sich der Upgrade-Trend nach der Coronakrise zwar fortgesetzt, Credendo erwartet jedoch eine baldige Umkehr. Gründe für die pessimistischen Aussichten sind der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen geopolitischen Spannungen und Wirtschaftssanktionen. Diese könnten die Inflation auf hohem Niveau halten, die globale Energiekrise über einen längeren Zeitraum anheizen und viele Währungen schwächen. Die erwartete allmähliche Verschärfung der globalen monetären Bedingungen ist ein weiteres Risiko.

Heraufgestuft wurden u. a. Angola, Aserbaidschan, Katar, Malaysia und Panama, Herabstufungen betreffen Russland, Tonga und die Ukraine.

Nach sechs aufeinanderfolgenden Rezessionsjahren und einem geringen BIP-Wachstum von 0,1 % im Jahr 2021 soll die Wirtschaft Angolas im Jahr 2022 endlich wieder deutlich wachsen, laut Prognosen um 2,9 %. Die wirtschaftliche Erholung wird hauptsächlich vom privaten Konsum getragen. Darüber hinaus dürfte die Rücknahme der OPEC+ Förderkürzungen die Investitionen im angolanischen Ölsektor ankurbeln. Allerdings dürfte die Inflation sehr hoch bleiben. Credendo erwartet eine Rate von 18 % zum Jahresende. Der Höchststand wurde 2016 mit 41 % erreicht. Die stark steigenden Lebensmittelpreise infolge der russischen Invasion in der Ukraine dürfte die Teuerungsrate weiter antreiben. Der steigende Ölpreis sollte hingegen zumindest kurzfristig fiskalische Spielräume eröffnen und für höhere Deviseneinnahmen sorgen. Ein inländischer Kreditzinssatz von 20 % belastet weiterhin das wirtschaftliche Wachstumspotenzial und die Entwicklung des Nichtölsektors. Insgesamt sieht Credendo ein verbessertes Geschäftsumfeld und hat das Rating von der schlechtesten Kategorie G/G auf F/G heraufgestuft.

Aserbaidschan profitiert kurzfristig von den steigenden Öl- und Gaspreisen. Zudem ist das Land trotz der Lage im Kaukasus viel weniger von Russland abhängig als manche Nachbarländer. Daher hat Credendo das Geschäftsumfeldrisikorating auf D/G heraufgestuft, was dem Rating vor Ausbruch der Coronapandemie entspricht.

Malaysias Wirtschaft sollte in diesem Jahr um 5 % wachsen. Die Exporte von Industriegütern, insbesondere Elektronik, haben sich bisher stark positiv entwickelt und die Wirtschaftstätigkeit gestützt. Als Nettokraftstoffexporteur wird Malaysia vom starken Anstieg der Kohlenwasserstoffpreise profitieren. Der positive Trend wird gestützt von niedriger Inflation (weniger als 2,5 % im Januar) und durch die Stabilität des malaysischen Ringgit. Daher hat Credendo das Rating auf C/G heraufgestuft. Risiken sieht der Kreditversicherer in anhaltenden Engpässen in den Lieferketten und im abgeschwächten chinesischen Wachstum. Auch könnte die aktuell höchste Covid-19-Welle das BIP-Wachstum beeinträchtigen, der Höhepunkt der Infektionen sollte aber bald erreicht sein und die Impfrate liegt bei etwa 80 %.

Panamas Wirtschaft dürfte sich nach der tiefen Rezession von -18 % im Jahr 2020 um 10 % im Jahr 2021 erholt haben. Credendo erwartet, anders als bei anderen lateinamerikanischen Ländern, eine Fortsetzung der Erholung mit etwa 7,8 % in 2022 dank Kupferbergbau und Infrastrukturprojekten. Die vollständig dollarisierte Wirtschaft erfreut sich einer vergleichsweise niedrigen Inflation und ist nicht anfällig für große Wechselkursabwertungen. Credendo hat das Rating auf D/G heraufgestuft.

Katar profitiert von der Nachfrage nach verflüssigtem Erdgas (LNG) und steigenden Preisen. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine unterstützt die positive Dynamik. Die Nichtölsektoren erholen sich vom Pandemieschock, unterstützt durch hohe Impfraten (73 % der Bevölkerung sind vollständig geimpft). Credendo hat das Rating auf D/G heraufgestuft. Risiken sieht der Kreditversicherer in Lieferkettenunterbrechungen und steigender Inflation. Auch könnten die Leitzinsen steigen in Zusammenhang mit der Verschärfung der monetären Bedingungen in den USA, da der Katar-Riyal and den US-Dollar gekoppelt ist.

Nach der Verhängung strenger Sanktionen gegen Russland stürzte der russische Rubel ab, viele westliche Unternehmen verlassen das Land, der Zugang zu westlichen Finanzmitteln und Technologien ist eingeschränkt. Credendo erwartet ein deutliches Schrumpfen der russischen Wirtschaft und stark ansteigende Inflation. Die Zentralbank reagierte schnell, indem sie den Referenzzinssatz von zuvor 9,5 % auf 20 % erhöhte. Der abrupte Schock verschlechtert das Geschäftsumfeldrisiko aber erheblich. Credendo hat das Rating um zwei Stufen auf G/G herabgestuft.

 

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