Die Ukraine und Russland sind wichtig für die weltweite Versorgung mit Weizen, Mais, Sonnenblumen, Raps und Soja. Die aktuellen Preisanstiege für diese Waren zeigen, wie stark der Krieg und der damit verbundene Ausfall von Lieferungen die Märkte erfasst hat. Die Stabilisierung der Agrarmärkte und die Versorgung mit Nahrungsmitteln hat nun Vorrang. Deutschland und die EU stehen vor der Aufgabe, die ausfallenden Lieferungen an Agrarprodukten aus der Ukraine und Russland so weit wie möglich auszugleichen.

Forderungen, die gesetzlichen Vorgaben für den Einsatz von Biokraftstoffen zu ändern, um die Verarbeitung von Agrarrohstoffen zu Biodiesel und Bioethanol zugunsten der Nahrungsmittelherstellung zu drosseln, sind in der jetzigen Situation jedoch ein falsches Signal. Bereits jetzt greifen die Kräfte des Marktes regulierend ein. Durch das hohe Rohstoffpreisniveau ist die Biokraftstoffproduktion aktuell rückläufig und die Rohstoffe fließen in den Nahrungs- und Futtermittelsektor. Stattdessen steigt der Anteil an Biokraftstoffen aus Abfall- und Reststoffen. Sonnenblumenöl kam und kommt in der deutschen Biodieselproduktion praktisch nicht zum Einsatz.

Die Ukraine-Krise zeigt deutlich, dass die Abhängigkeit Deutschlands von fossilen Gas- und Erdöllieferungen aus dem Ausland verringert werden muss. Biokraftstoffe leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Bei der Erzeugung von Biokraftstoffen aus nachhaltig zertifizierten Ölsaaten und Getreide werden hochwertiges Eiweißfutter und die biobasierten Basischemikalien Glycerin und Ethanol gewonnen. Die Verarbeitung dieser Rohstoffe dient damit der Ernährungssicherung aus heimischer Produktion sowie der Transformation hin zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft. Grundlegende Einschränkungen der Biokraftstoffnutzung hätten herbe Rückschläge für den Klimaschutz und den Anteil erneuerbarer Energien im Verkehr zur Folge.

Die Nutzung von Biokraftstoffen bietet viele Vorteile, die den Agrarmärkten, der Wirtschaft im ländlichen Raum und den Verbraucherinnen und Verbrauchern zugute kommen. Die Klimaschutzziele im Verkehrssektor schaffen zusätzliche Anreize für die Landwirtschaft, Weizen, Roggen und Raps zu produzieren.

Eine sichere und unabhängige Versorgung mit Nahrungsmitteln muss das primäre Ziel der Agrarpolitik sein. Das ist nur erreichbar, wenn die Landwirtschaft auf nachhaltige Weise intensiviert und so das verfügbare Anbau- und Produktionspotenzial besser genutzt wird. Aus diesem Grund unterstützen wir die Positionierung der EU-Agrarministerinnen und -minister vom 2. März 2022 sowie der G7-Agrarminister vom 11. März 2022.

Wir werden im Schulterschluss mit der Politik nach Kräften daran mitwirken, die Ernährungsversorgung in der EU unabhängiger sowie sicherer zu gestalten. Gleichzeitig leisten wir mit Biokraftstoffen einen unverzichtbaren Beitrag für eine nachhaltige Energieversorgung und zum Klimaschutz im Verkehr. Um diese Ziele zu erreichen, ist verantwortungsvolles Handeln und eine vorausschauende Energie- und Landwirtschaftspolitik gefragt. Im Ergebnis muss mehr Menge nachhaltiger erzeugt werden.

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