Vor 50 Jahren wurde die Gemeinde Lautertal gegründet, vor 20 Jahren erhielt das Felsenmeer durch den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald die Auszeichnung Geotop des Jahres, gleichzeitig wurde die erste Geopark-Vor-Ort-Gruppe gegründet und vor 15 Jahren wurde das Felsenmeer Informationszentrum eröffnet.

Das waren gleich mehrere Gründe, am Sonntag, den 3. April 2022, bei winterlichen Temperaturen aber strahlendem Sonnenschein am Felsenmeer zu feiern. Im Rahmen der Feierstunde begrüßten Andreas Heun, Bürgermeister der Gemeinde Lautertal, Christian Engelhardt, Landrat des Kreises Bergstraße und Vorsitzender des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald, Marco Kollbacher, Betriebsleiter des Felsenmeer Informationszentrums (FIZ) und Dr. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald die Ehrengäste und beleuchteten dabei die bewegte Geschichte des Felsenmeers in all ihren Facetten.

Anschließend nahm Weber die Gäste mit auf eine Zeitreise durch die Erdgeschichte der Region anhand der Geotope des Jahres: „Im Vergleich zum Felsenmeer sind die Jubiläen, die wir heute feiern, nur ein Wimpernschlag, denn diese Gesteinsansammlung entstand vor etwa 340 Millionen Jahren, als zwei große Kontinente kollidierten. Aber erst gegen Ende der letzten Eiszeit wurden die in der Vergangenheit tief im Erdinnern gebildeten und immer weiter nach oben getragenen Gesteinsblöcke freigegeben und sichtbar.“ Für Weber wird an diesem außergewöhnlichen Ort sowohl Erdgeschichte als auch Kulturgeschichte sichtbar, wie etwa durch die vielen Werkstücke römischer Steinmetze, von denen die Riesensäule sicherlich das bekannteste ist.

Landrat Christian Engelhardt nannte das Felsenmeer „gigantischen Abenteuerspielplatz und Naturschauspiel zugleich“ und ging auf die bewegte Geschichte ein, die gerade in den letzten 20 Jahren vollzogen wurde: Mit dem Felsenmeer Informationszentrum (FIZ) wurde ein Millionenprojekt gestartet. Der Mut, diesen Weg zu gehen, hat sich ausgezahlt. Das FIZ mit seinem unglaublich engagierten Team steht im Zentrum von allen Aktivitäten rund um das Felsenmeer und bietet für alle Besuchende das passende Angebot, egal ob es sich um Wissenschaftler, Wanderer oder Kindergruppen handelt. Und schließlich resümierte Engelhardt: „Menschen lernen dadurch den Wert unserer Region kennen. Sie lernen, globale Phänomene des Wandels zu verstehen und dass diese nicht von dem Lokalen getrennt werden können. Es muss gelingen, Menschen die Entwicklung unserer Erde näherzubringen. Dann werden sie künftig sensibler mit der Schöpfung umgehen und ihr Verhalten da und dort überdenken.“

Im Anschluss an die Ansprachen wurden die Informationstafeln eines neuen Lehrpfades enthüllt, die das Regierungspräsidium Darmstadt als Obere Naturschutzbehörde für das Naturschutzgebiet Felsberg bei Reichenbach hat erstellen lassen. Insgesamt 18 großformatige Tafeln informieren über die geologischen, historischen und naturkundlichen Besonderheiten im Naturschutzgebiet und wurden vom Regierungspräsidium in Zusammenarbeit mit dem Felsenmeer Informationszentrum, HessenForst (Forstamt Lampertheim) und dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald erarbeitet. Umrahmt wurde die Feierstunde mit stimmungsvollen Klängen der Alphornbläser vor der heimischen Bergkulisse des Felsberges.

Nebenbei wurde ein abwechslungsreiches und vielfältiges Programm für alle Gäste aus nah und fern geboten: Das Felsenmeer-Informationszentrum (FIZ) bot Einblicke in die Entstehung des Felsenmeers, die Arbeit der Römer am Felsberg und die neuzeitliche Steinindustrie. Ein Geopark-Rangerstand hatte umfangreiche Informationen zu allen Geotopen des Jahres im Angebot. Bei einer geologischen Exkursion mit den Felsenmeer-Führern ließ sich die Landschaft rund um das Felsenmeer erleben. Am Fuße der Felsen an der Siegfriedsquelle wurde das Geheimnis eines dramatischen Geschehens gelüftet, um das sich Mythen und alte Sagen ranken und bei einer besonderen Informationsveranstaltung wurde Wissenswertes zum Kreislauf der Gesteine geboten. Steinmetz- und Steinbildhauermeister Eike Rohleder stellte historische und aktuelle Werkzeuge und Techniken der Steinbearbeitung vor und am Modell einer römischen Pendelsäge konnte mit Einsatz der eigenen Muskelkraft erfahren werden, wie die Römer den harten Dioritstein zerteilt haben. Für alle Kinder und Junggebliebene gab es Fühlkästen, Edelsteine-Sieben und Basteleien zum Thema. Dabei haben die Felsenmeer-Vor-Ort-Begleiterinnen und -Begleitern auch einen unterhaltsam-aktiven Einblick in den historischen Zeitvertreib und Spiele der Römer vermittelt.

Das Felsenmeer in 3D! (Zusatzinformation)

Anlässlich ihres 175-jährigen Bestehens im kommenden Jahr hat die Deutsche Geologische Gesellschaft (DGGV) das Projekt „30 Geotope³“ gestartet, das den Brückenschlag zwischen klassischer und moderner Geologie besonders spektakulär in Szene setzt. Mit modernster Technik umgesetzt wird das Vorhaben durch die Universität Bonn, gezeigt werden die dreidimensional gefilmten Geotope auf einer separaten Webseite der DGGV. Das Felsenmeer als bedeutender Aufschluss – sowohl aus optischer wie auch aus wissenschaftshistorischer Sicht – ist auch mit dabei und wird passend zum Jubiläum ab dem 15. April 2022 als 3D-Darstellung zu bewundern sein. Nähere Informationen unter www.digitalgeology.de.

 

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