Ein Blick auf die Webseite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zeigt: Wer von Klimaschutz und Energiewende spricht, der kommt an grünem Wasserstoff nicht vorbei. Klar, dass sich die Mainzer Stadtwerke und der Wirtschaftsbetrieb Mainz auch deshalb schon länger mit dem Thema beschäftigen. Künftig können die beiden Unternehmen ihre Planungen in einer gemeinsamen Gesellschaft zusammenlegen. Dafür hat der Mainzer Stadtrat heute mit seiner Entscheidung den Weg frei gemacht.

Noch in diesem Jahr soll die „Innovative Infrastruktur Mainz GmbH“, kurz: I2M, ihre Arbeit aufnehmen. Sie steht dann – wenn man so will – auf zwei Fundamenten. Zum einen die Wasser-Elektrolyse, die der Wirtschaftsbetrieb bauen wird und die die geplante vierte Reinigungsstufe für das Mainzer Klärwerk mit Sauerstoff versorgen und dabei gleichzeitig grünen Wassersoff erzeugen soll. Und zum anderen die Erfahrung der Stadtwerke, die bereits seit 2015 im Mainzer Energiepark in Hechtsheim eine der größten Elektrolyseanlagen zur Herstellung von Wasserstoff in Deutschland betreibt.

„Auf den Punkt gebracht, soll die I2M unsere Kräfte bündeln und den Erfolg in Sachen grüner Wasserstoff, sowie der Sektorenkopplung von Energie, Wasser und Mobilität maximieren“, sagt die Vorstandsvorsitzende des Wirtschaftsbetriebs, Jeanette Wetterling. Und Dr. Tobias Brosze, Technischer Vorstand der Stadtwerke ergänzt: „Hier nutzen zwei innovationsfreudige kommunale Unternehmen ihre jahrelangen Erfahrungen und ihr Wissen in den Bereichen Abwasserbehandlung, Erneuerbare Energien und Elektrolyse für ein gemeinsames  Projekt, das bundesweite Beachtung finden wird.“

Das Aufgabengebiet der neuen Gesellschaft ist breit gefächert: So soll sie unter anderem gewährleisten, dass die geplante neue Elektrolyseanlage im Klärwerk optimal funktioniert und so die Produktion von Sauer- und Wasserstoff durchgehend gewährleistet werden kann. Außerdem ist sie für das energiewirtschaftliche Gesamtkonzept, sowie die Organisation und Beschaffung der Sekundärregelleistung verantwortlich. Und sie kümmert sich um die Vermarktung des Wasserstoffs.

Zwei Geschäftsführer werden sich um die Geschicke der I2M kümmern. Das wird im Rahmen ihres jeweiligen Hauptberufs beim Wirtschaftsbetrieb bzw. den Stadtwerken geschehen. Weiteres Personal ist derzeit für die neue GmbH nicht eingeplant.

Hintergrund: Elektrolyse

Eine Wasser-Elektrolyse („Power To Gas“), so wie sie auf dem Gelände des Mainzer Klärwerks entstehen wird, ist vereinfacht gesagt eine Anlage, die Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufspaltet. Der Sauerstoff wird für die Abwasserreinigung und später für die Ozonung der vierten Reinigungsstufe des Klärwerks genutzt. Der Wasserstoff wird zum einen Teil dem bestehenden Erdgasnetz zugeführt und ersetzt hier Erdgas durch klimafreundlich produzierten Wasserstoff. Der andere Teil des produzierten Wasserstoffs soll im Bereich Mobilität genutzt werden. Dafür ist geplant, die erste Wasserstofftankstelle von Mainz auf dem Klärwerksgelände zu bauen.

Für den Betrieb einer Elektrolyse benötigt man Strom. Die Mainzer Anlage wird ihre Energie zum einen aus eigenerzeugtem Strom des Klärwerks beziehen und zum anderen durch Teilnahme am sogenannten negativen Regelleistungsmarkt. Also von Windrädern oder großen Photovoltaikanlagen, die bei Netzüberlastung abgeschaltet werden müssten. Die Mainzer Elektrolyseanlage wird damit ausschließlich mit regenerativer Energie betrieben. Sie unterstützt damit die Energiewende, der dabei produzierte Sauerstoff bzw. der Wasserstoff gelten als „grün“, da weitgehend CO2-neutral produziert.

Hintergrund: 4. Reinigungsstufe

Darunter versteht man eine technische Ergänzung bereits bestehender Klärwerke. Mit ihrer Hilfe können Spurenstoffe, also kleinste Schadstoffe, wie Arzneimittelrückstände, Hormone, Mikroplastik, aber auch multiresistente Keime besser aus dem Abwasser entfernt werden. Anlagen, die bereits mit einer vierten Reinigungsstufe ausgestattet sind, haben entweder auf Filtration durch Aktivkohle oder Zerstörung der Schadstoffe durch Ozon gesetzt. In Mainz werden beide Verfahren gekoppelt. Dadurch können deren jeweilige Vorteile kombiniert und so die Reinigungsleistung optimiert werden.

Energiepark Mainz

Die Mainzer Stadtwerke AG verfügt über umfassende Erfahrung beim Thema Elektrolyse. Gemeinsam mit Linde und Siemens entwickelten die Stadtwerke 2015 unter wissenschaftlicher Begleitung der Hochschule RheinMain gemeinsam ein  deutschlandweit vielbeachtetes Projekt: Im „Energiepark Mainz“ wird seit der Inbetriebnahme vor fast sieben Jahren unter anderem mit Hilfe von umweltfreundlich erzeugtem Strom aus Windenergie Wasserstoff hergestellt. Wasserstoff lässt sich gut speichern und vielfältig als Energieträger einsetzen, wie etwa als umweltfreundlicher Autokraftstoff, beim Betrieb von Gasheizungen oder auch zur Stromerzeugung in modernen Kraftwerken.  

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Die Nationale Wasserstoffstrategie verzahnt Klima-, Energie-, Industrie- und Innovationspolitik. Und sie bildet die Grundlage für internationale Kooperationen innerhalb und außerhalb Europas. So gilt Wasserstoff weltweit als Schlüsselbaustein der Energiewende.

Auch die Europäische Union setzt auf Grünen Wasserstoff. Mit dem Green Deal beschreibt sie ihren Weg in eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Wirtschaft. Grüner Wasserstoff spielt darin eine entscheidende Rolle.

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