Die NABU-Recherche zeigt: Auch, wenn fast überall der Bestand an Wölfen zahlenmäßig steigt, spricht das allein nicht immer für einen günstigen Erhaltungszustand. So haben die verschiedenen Populationen Europas unter anderem mit der Hybridisierung mit Hunden zu kämpfen oder leiden langfristig unter fehlender genetischer Vielfalt. Allen europäischen Ländern ist gemein, dass Wölfe per Gesetz geschützt sind und ihre Anwesenheit je nach Region unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringt. Herdenschutz ist überall nötig, wo es Weidetierhaltung gibt. Herdenschutzsysteme müssen an die Gegebenheiten vor Ort angepasst eingesetzt werden. Die finanzielle staatliche Förderung unterscheidet sich sehr stark von Land zu Land. In einigen Ländern wird eher auf Entschädigungszahlungen gesetzt als auf die Verhinderung von Rissen. In Brandenburg unterstützt das Land Nutztierhalter finanziell und beratend im Schutz vor Übergriffen und zahlt gegebenenfalls auch Entschädigungen.
Der NABU ist überzeugt, dass der Schlüssel für ein konfliktarmes Zusammenleben in der Prävention von Schäden liegt. Schröder: „Brandenburg lernt schon seit vielen Jahren im Umgang mit dem Wolf und insbesondere der Weidetierhaltung dazu. So ist es seit letztem Jahr endlich auch möglich, den Unterhalt von Herdenschutzmaßnahmen finanziell zu unterstützen. Insbesondere für die Landschaftspflege und den Erhalt von Arten, wie z. B. vieler Schmetterlinge und Vögel ist extensive Weidetierhaltung wichtig und muss zukunftssicher gefördert werden. Dass dafür noch ein deutlicher Bürokratieabbau und mehr Geld notwendig ist, liegt auf der Hand.“
Der Debatte um eine Regulierung des Wolfsbestandes per Abschussquoten in Deutschland erteilt der NABU eine klare Absage. „Länder wie Frankreich verzeichnen trotz pauschaler Abschüsse hohe Risszahlen und können somit nicht als Vorbild dienen: Bei uns in Brandenburg geht es insbesondere darum, Wolfsrudel nicht zu beeinträchtigen, die beispielsweise Stromzäune als Herdenschutz akzeptieren und durch die Verteidigung ihres eigenen Revieres gegebenenfalls auch umherziehende Wölfe von den Nutztieren fernhalten“, erklärt Schröder. „Pauschale Abschüsse helfen also nicht weiter und es muss eine qualifizierte, kontrollierte Entnahme von den Wölfen organisiert werden, die gezielt den Herdenschutz umgehen und zum Beispiel Stromzäune überspringen.“
Der NABU plädiert für einen engen fachlichen Austausch zwischen den europäischen Nachbarländern, um voneinander zu lernen und Wissen von Best-Practice-Projekten weiterzugeben. Das hochwertige Wolfsmonitoring in Deutschland darf nicht als Selbstverständlichkeit angesehen, sondern muss weiter gefördert werden. An das neu eingerichtete Bundeszentrum Weidetiere und Wölfe (BZWW) appelliert der NABU, zum Thema Herdenschutz alle Interessengruppen an einen Tisch zu bringen. Schröder: „Das Zusammenleben mit Wölfen ist eine gesellschaftliche Herausforderung. Akzeptanz kann nur durch fachliches Wissen und praktikable Lösungen im Miteinander unter Einbeziehung aller betroffenen Gruppen erreicht werden.“
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