Udo Kier ist eine Ikone des internationalen Kinos. Ungarische Independent-Filme, Andy Warhols „Dracula“ oder Hollywood-Blockbuster mit Arnold Schwarzenegger: Der 77-jährige Kölner war überall – und ist es noch. Für die Coverstory der neuen Ausgabe von GQ Germany (EVT: 03. Mai 2022) sprach Ulf Pape, Senior Culture Editor GQ Germany, mit Udo Kier über Weggefährt:innen, warum er sein Zuhause in einer ehemaligen Bibliothek in Palm Springs dem Leben in Hollywood vorzieht und mit welchem Regisseur er gerne einmal arbeiten würde. Für das Fotoshooting in der Wüste nahe seiner Ranch trägt Udo Kier die aktuellste Mode aus Mailand und Paris und zeigt erneut eine andere Facette von sich

Tobias Frericks, Head of Editorial Content GQ Germany, verantwortete das Fotoshooting. Er schreibt über Udo Kier: „Es gibt wohl kaum einen deutschen Schauspieler, der schon so lange und so erfolgreich international arbeitet wie Udo Kier. Die Liste seiner Regisseure und Kollaborationen liest sich wie ein popkulturelles Who’s who der letzten Dekaden – von Andy Warhol und Rainer Werner Fassbinder über Madonna bis Lars von Trier. Für diese Ausgabe der GQ hat uns Udo Kier auf seine Ranch in Palm Springs eingeladen. Die dort entstandenen Bilder zeigen einen Mann, der schon fast alles erlebt hat und der trotzdem noch neugierig ist. Die Lust auf Neues teilen wir unbedingt.“

Auszüge aus dem Gespräch mit Udo Kier
Nachfolgend finden Sie Auszüge aus dem Interview mit Udo Kier, die Sie für eine redaktionelle Berichterstattung mit Verweis auf GQ Germany verwenden können.

Warhol, Visconti, Fassbinder, Gus Van Sant, Lars von Trier: Udo Kier hat mit den größten Namen der Filmbranche gearbeitet. Vieles ergab sich, wie er selbst sagt, aus zufälligen Begegnungen, angebiedert hat er sich nie: „Ich sage immer in Interviews: ‚I’m a lucky man.‘ Ich habe noch nie einem Regisseur gesagt: ‚Ich würde gerne mit Ihnen arbeiten.‘ Auch nicht David Lynch beim Essen oder Terrence Malick. Natürlich würde ich gerne mit denen arbeiten, aber stell dir vor, du sagst zu David Lynch: ‚Ich möchte gerne mit Ihnen arbeiten.‘ Dann sagt der: ‚Ja, wer nicht?‘ Da würde ich unter den Tisch kriechen.“

Vor knapp 30 Jahren zog es den gebürtigen Kölner nach Amerika. Heute lebt Udo Kier in einer alten Bibliothek in Palm Springs. Die Abgeschiedenheit seines Zuhause genießt er: „Los Angeles wurde mir aber schnell zu viel. Da kommen ja nur Menschen zusammen, die Karriere machen wollen. Da gehst du auf eine Party, und dann wird man immer nur gefragt, ob man arbeitet und mit wem man arbeitet. Wie furchtbar! (…) Aber jetzt wohne ich in Palm Springs in einer ehemaligen Bücherei. Das gefällt mir ganz gut. Ich habe ja sehr viele Bücher, weil Benedikt Taschen, der Verleger, einer meiner besten Freunde ist. Wir sind beide Kölner, kennen uns von früher, aber wohnen in Kalifornien. Jedenfalls ist Palm Springs sehr schön. Ich kaufte da mehrere Grundstücke, alte Ranches und so. Also ohne Tiere natürlich.“

Für den Film Swan Song wurde Udo Kier von der internationalen Presse gefeiert, er erhielt zahlreiche Auszeichnungen. In der Rolle des schwulen Friseurs Pat erkennt Udo Kier Parallelen zur eigenen Geschichte: „Ich habe viele Freunde an Aids verloren. (…) Diese Szene mit Linda Evans – das war für mich auch ein Zurückgehen in die Vergangenheit. Früher war es halt so, musst du dir vorstellen, wenn zwei Männer zusammenlebten und eine Familie nebenan hörte durch die Wand erotische Geräusche, dann holten die die Polizei, und die Männer kamen ins Gefängnis. Paragraf eins-sieben-fünf.“

Mit Regisseur Pietro Almodóvar würde Udo Kier gerne einmal arbeiten: „Es gibt einige Regisseure – Almodóvar –, das ist einer, mit dem ich schon arbeiten möchte. Der erinnert mich an Fassbinder. Oder an Schlingensief. Das sind so Regisseure, die sagen nicht, oh, der Produzent will irgendwas. Nein, die machen. Ich erlaube mir zu sagen: Ich sehe einen Film fünf Minuten und weiß, ob jemand Talent hat oder nicht. Das sehe ich sofort. Kamera. Kostüm. Oder wie Fassbinder immer gesagt hat: ‚Film ist Schatten und Licht.‘ Wenn da irgendwas ist, was nicht ganz passt, dann denke ich: clever!“

Auf die Frage, weshalb er noch nicht mit Tarantino gedreht hat, antwortet Udo Kier: „Der Tarantino wollte mich ja haben. Aber die Casting-Leute haben gesagt, das sei zu teuer, mich einzufliegen. Es ist besser, jemanden aus Berlin zu nehmen. Und das ist die Karriere von meinem Freund Christoph Waltz. Den mag ich. Wir haben etwas Gleiches. Deswegen liebe ich ihn. Die Lust, böse zu sein. Aber lustig. Weißt du?“

Udo Kier sammelt Kunst (und Möbel). Seine Sammlung umfasst Werke von Wolfgang Tillmans, Jeff Koons und Man Ray. David Hockney ist einer seiner besten Freunde und er gehört zu den wenigen Menschen, die Banksys Identität kennen. Mit Albert Oehlen hat er einen Film gedreht, in dem er den Maler selbst spielt: „Ich kenne mich in der Malerei besser aus als im Film. Ich wurde in Köln mit Sigmar Polke, Gerhard Richter, Rosemarie Trockel groß. (…) Maler als Beruf, da werde ich eifersüchtig. Als Maler findest du immer ein Stück Papier, und wenn du keine Farbe hast, nimmst du Kaffee. Aber als Schauspieler brauchst du so viel. Licht, Maske, Kleider, Story.“

Die neue Ausgabe von GQ Germany erscheint am 03. Mai 2022 im Handel und online. Das vollständige Gespräch mit Udo Kier finden Sie auch hier.

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