Anlässlich einer Medienrecherche wird das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis mit einem Missbrauchsvorfall aus den Gründerjahren konfrontiert. Demnach hat ein Priester aus dem Bistum Trier, der dort bereits wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger vorbestraft war, auch in seiner pastoralen Tätigkeit in der Ukraine Missbrauch begangen. Der Beschuldigte hatte die Taten in einem Interview 2012 zugegeben.

Der Hauptgeschäftsführer von Renovabis, Prof. Dr. Thomas Schwartz, zeigt sich tief erschüttert: „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen ist ein Verbrechen, das in keiner Weise entschuldbar ist. Offensichtlich haben Kontroll- und Vorsichtsmechanismen in der frühen Zeit von Renovabis kaum bzw. gar nicht funktioniert. Das ist ein Versagen, dem wir uns stellen.“ Pfr. Schwartz fügt hinzu: „Direkt nach Bekanntwerden der jetzigen Recherche habe ich die Anweisung gegeben, die – nur spärlich vorhandenen – Akten zu sichten und aufzuarbeiten. Ich sichere zu, dass wir sämtliche Personalakten bei Renovabis nunmehr prüfen werden.“ Mit Blick auf den damals verantwortlichen ersten Hauptgeschäftsführer von Renovabis, P. Eugen Hillengass SJ, sagt Pfr. Schwartz: „Mangelnde Sensibilität für das Thema Missbrauch und nicht vorhandene Kontrollmechanismen beim Einsatz von Priestern im Ausland zeigen, dass hier das System versagt hat. Das tut mir unendlich leid. Dafür bitte ich die Opfer – soweit mir das zusteht – um Verzeihung.“

Zur genaueren Information: In den Gründerjahren von Renovabis nach 1993 hatte sich mit Empfehlung aus seinem Heimatbistum Trier ein Priester in der soeben auf dem Freisinger Domberg etablierten Geschäftsstelle des neuen Hilfswerkes für Osteuropa vorgestellt. Die Geschäftsstelle sah damals keine Gefahr, die von diesem pädophilen Priester für schutzbefohlene Minderjährige und Jugendliche ausgehen könnte. Der Priester war einige Monate (als freier Mitarbeiter ohne Vergütung von Renovabis) in der Geschäftsstelle tätig. Er wechselte dann in die Ukraine, wo er weitere Minderjährige missbrauchte. Der Beschuldigte war dort nicht als Mitarbeiter von Renovabis oder auf Veranlassung des Werkes engagiert; Renovabis hat jedoch Projekte, die dieser vorgelegt hatte, finanziell bezuschusst.

Pfr. Schwartz betont: „Renovabis bedauert zutiefst, dass unschuldige Jugendliche durch die Nachlässigkeit und Leichtgläubigkeit seiner Verantwortlichen zu Opfern dieses Priesters geworden sind. Renovabis hat unmittelbar nach Bekanntwerden der Fälle sexualisierter Gewalt im Jahre 1998 dazu beigetragen, dass der Priester aus der Ukraine abgezogen und ins Bistum Trier zurückbeordert wurde. „Auch wenn Renovabis juristisch weder Beihilfe noch Mittäterschaft anzulasten ist, so fühlen wir uns dennoch moralisch verantwortlich. Dieser Verantwortung unseres Werkes stellen wir uns“, so Thomas Schwartz.

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