„Endlich wieder!“ freuten sich einige Elektromobil-Pioniere, die bereits seit 10 Jahren nur noch mit Sonne und Windstrom unterwegs sind. Doch auch die Neu-Einsteiger und Mitfahrende, die noch nie selber hinter dem Lenkrad eines E-Fahrzeuges gesessen hatten, zeigten sich begeistert-von dem Austausch mit den anderen fast 80 Teilnehmern der Tour in vierzig unterschiedlichen Elektro-Fahrzeugen: während der Flensburger Benjamin Flux Beifahrer in seinen noch Pedal-unterstützten Twike einlud, zeigten Andreas und Birgit Aupke aus Egernsund, dass mit einem Tesla sogar ein Wohnmobil auf Tour gehen kann. Auch elektrische Handwerkerfahrzeuge und Kleinbusse waren vertreten. Zwar dominierten Markenhersteller mit 2-500 Kilometer Batterie-Reichweite die Tour, aber die meisten Hingucker lockten umgerüstete Oldtimer wie der VW Käfer von Jesper Thun aus Broager oder der Framo von Hanno Otzen aus Ringsberg. Nochmal deutlich größer als in früheren Jahren war auch das Interesse der Sonderburger und Flensburger, die erstmals zwei parallele E-Mobilitätsmärkte vor Schloss Sonderborg und im Citti-Park stationär aufsuchen und gleich kritisch über die anstehenden Herausforderungen der Verkehrswende mitdiskutieren konnten: beim Podiumsgespräch des Klimapaktes im Citti-Park ging es auch um schnelleren Ausbau der Lade-Infrastruktur auf allen öffentlichen und Mieter-Parkplätzen, Car-Sharing und ÖPNV. Sonderborgs Bürgermeister Lauritzen und Peter Rathje von Project Zero begrüßten am dortigen Schloss auch Pedelec- und Lastenrad-Aussteller.

Da waren die Frühaufsteher der „Tour de Flens“ schon lange unterwegs: nach der dänischen „Morgenmad“ und der Begrüßung bei Sonderborg Forsyning ging es mit dem Fahrzeug-Korso zur solaren Fernwärmezentrale der Stadt und einer Biogasanlage von nature energy, die aus Fischabfällen,und organischen Resten der Lebensmittelverarbeitung und Tierhaltung neben Strom und Wärme auch Methan für die Überlandbusse der Region produziert.

Am Nachmittag zeigte Landwirt Henning Knutzen den E-Touristas in Hürup auf seinem Feld, wie durch sorgsame Bodenbearbeitung Humusbildung und damit auch CO2-Speicherung möglich ist – eine Perspektive mit einem weltweit kaum zu unterstützenden Potential im Kampf gegen die Erderhitzung. Neben viel infotainment gab es aber auch viele Gelegenheiten, ganz entspannt die Landschaft nördlich und südlich der Grenze mit blühenden Rapsfeldern, Feldwegen mit Knicks und Reddern zu genießen. „So wie die dänischen Teilnehmer sich über wunderschöne Nebenstraßen in Angeln erfreuten, entdecken die deutschen Teilnehmer Geheimtipps, die sie etwa auch an ihre Urlaubsgäste weitergeben können.“ freut sich Tour-Organisator Werner Kiwitt vom Zentrum für nachhaltige Entwicklung, artefact, über den grenzübergreifenden Austausch. Der soll nun auch intensiver zur Weiterentwicklung von grenzenlosen Lademöglichkeiten und Bezahlsystemen genutzt werden. Dass da noch viel zu tun ist, wurde prompt deutlich durch den beim Glücksburger Touristikvereins-Vorsitzenden eingehenden Telefonanruf eines süddeutschen Urlaubers, der vergeblich versuchte, mit seiner deutschen Mastercard an einer E-Ladesäule von Shell in Sonderborg zu laden. „Da wollen wir ran und Kommunen wie Touristiker in der Region ermuntern für eine auch grenzübergreifend abgestimmte Vorgehensweise zum Laden und Abrechnen.“ so Werner Kiwitt. Die diesjährige „Tour de Flens“ wurde dafür begleitet durch ein Filmteam, das mit Mitteln des EU-Sofortprogramms eine entsprechende Dokumentation erstellen soll. So zogen sich letzte Interviews noch lange in den gemütlichen Teil der Tour, die traditionell mit einem Rundgang zu den Neuerungen im artefact-Zentrum und einem Flens am Grillstand ausläuft. Dort waren sich Alle von der erstmals teilnehmenden Glücksburgerin Heike Kaiser bis zur Wasserstoff-Fahrzeug-Fahrerin Simone Lange einig: „So macht Energiewende Spaß!“

Die Tour de Flens stand 2022 unter dem Motto Wir fahren mit Sonne und Wind vom Deich – statt mit Öl aus Putins Reich. und der Schirmherrschaft des amtierenden Ministers für Energiewende, Jan -Philipp Albrecht. Die Flensburger Stadtwerke sowie die Flensburger Brauerei waren als Sponsoren dabei.

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